Wernadskij und physikalische Wirtschaft

Ich habe nicht vorgeschlagen das Geld abzuschaffen, und habe das auch nicht vor; aber, wie ich schon oft gesagt habe, Geld ist ein Idiot, der mit sich selbst nichts anzufangen weiß. Auf sich gestellt hat es einen unheimlichen Hang dazu, sich den falschen Ort zu suchen und das Falsche zu tun. Was ich allerdings vorschlage, ist das, was die US-Bundesverfassung eigentlich vorschreibt: allen Quellen, außer der Regierung selbst, die Befugnis, Geld zu „schaffen“ (zu äußern), zu entziehen und statt dessen die Regierung dafür verantwortlich zu machen, wie sie Geldausgabe und Geldumlauf in der Gesellschaft regelt. Das bedeutet die Rückkehr zu dem, was früher als „Amerikanisches System der politischen Ökonomie“ im Sinne Alexander Hamiltons bekannt war, des ersten US-Finanzministers und damals engsten Mitarbeiters von Präsident George Washington – der Alexander Hamilton, der auch ein Verbündeter und Gleichgesinnter von Präsident Franklin Roosevelts Urahn Isaac Roosevelt war.((Die Datierung der Beschreibung dieses Aspekts des Verhältnisses zwischen dem Präsidenten und Hamilton ist der Dezember 1791, die Periode, die mit dem Datum von Hamiltons Bericht Über das Manufakturwesen an den US-Kongress zusammenfällt. Wie ich in früheren Veröffentlichungen betont habe, waren mit Benjamin Franklins Tod und der aus London inszenierten Französischen Revolution viele unserer Freunde in Europa, wie etwa der Marquis de Lafayette, aus ihren früheren, einflussreichen Stellen entfernt worden, und Europa geriet weitgehend unter den beherrschenden Einfluss der Todfeinde unserer Republik – im wesentlichen Lafayettes Feinde bei den Habsburgern, in London und im Frankreich des Jakobinerterrors und von Napoleon Bonaparte. Das blieb, mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen, der allgemeine Zustand des Verhältnisses der Vereinigten Staaten zu Europa bis zum Sieg der US-Regierung Lincolns über die von London gesteuerte Südstaatenkonföderation und ihr Marionettenregime unter Maximilian in Mexiko. In den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts geriet das unter Franklins Führung mühsam geschaffene feste Bündnis führender US-Amerikaner in Verwirrung durch den zunehmenden Einfluss von Splittergruppen, die auf der Suche nach nützlichen Einflüssen für die Vereinigten Staaten in Europa entweder zu Frankreich oder London neigten. So kam es mit der verwirrten Regierung von Präsident John Adams, die von feindlichen Agenten wie Sir John Robison vom britischen Außenamt manipuliert wurde, zur Auflösung der Föderalistischen Partei, und Jefferson und Madison machten es nicht besser als Adams, als sie wenig später ihre eigene Demokratisch-Republikanische Partei zugrunderichteten. Als sich damals diese Zustände anbahnten, war Hamiltons enge Zusammenarbeit mit Präsident Washington entscheidend für das Überleben der jungen Vereinigten Staaten in jener Zeit. Entgegengesetzte Auffassungen dieses Teils der Geschichte der USA – wie etwa das verantwortungslose Wunschdenken, Präsident Andrew Jackson, ein Mann der New Yorker Banken, sei der Retter des Volkes gewesen – sind im wesentlichen Märchen, die zur weltanschaulichen Beschwichtigung dieser oder jener politischen Partei oder Fraktion erfunden wurden.))

Es ist nun die Zeit gekommen, dass das vorhandene, weltweite monetär-finanzielle System nicht nur bankrott, sondern hoffnungslos bankrott ist. Für den, der wirklich versteht, wie die moderne Welt auch unter diesen Bedingungen des allgemeinen Bankrotts läuft oder wenigstens laufen könnte, ist das an und für sich noch kein Grund zu allzu großer Sorge. Wirklich Grund zur Sorge hat der Regierungschef, der im wesentlichen weiß, was zu tun ist, der denkt: „Falls man nicht diese Maßnahme ergreift, wie ich es vorschlage, werden die Folgen dieser Unterlassung für den ganzen Planeten katastrophal sein“, aber kaum hat diesen Gedanken gedacht, leugnet er ihn gleich darauf wieder – so wie es Hamlet in seinem Monolog im 3. Akt tut.

Eine Gruppe verantwortlicher Regierungen wird – sofern sie handeln, solange mein Vorschlag noch durchführbar ist –, einfach das ganze weltweite monetär-finanzielle System, das man auch als IWF-System kennt, einem Konkursverfahren unter Regierungsaufsicht unterziehen und ein neues weltweites, monetär-finanzielles System bereitstellen, das zunächst im wesentlichen dem Vorbild des ursprünglichen Bretton-Woods-Systems aus dem Jahr 1944 folgt. Sofern sie klug sind, würden solche Regierungen die bankrotten Zentralbanken und verwandten Einrichtungen geschickt dahin lotsen, dass sie eine Art Mündel der jeweiligen Regierung werden. Der beschlossene Plan wäre die Schaffung eines staatlich gelenkten Kredit- und Geldsystems, das dazu angelegt ist, zu verhindern, dass irgendeine monetär-finanzielle Krise einen allgemeinen Zusammenbruch der Realwirtschaft der Nationen oder einen Zusammenbruch der wesentlichen Mechanismen des Weltgüterhandels verursachen kann.

Es gibt zahlreiche besondere Gründe – mit anderen Worten naheliegende Einflüsse –, warum die jetzige globale monetär-finanzielle Krise auf diese Weise über uns hereingebrochen ist, und in dem Zeitraum, in dem dies geschah. Aber Ursachen und Gegenmittel sind oft asymmetrisch, so auch jetzt. Der tieferliegende Grund für die Krise ist die Wahl des falschen Wertesystems, unter dem das weltweite, monetär-finanzielle System seit etwa vier Jahrzehnten arbeitet. Dieses Wertesystem verleitete Regierungen und andere betreffende Einrichtungen dazu, die falschen Maßstäbe, die falschen Formeln zur Steuerung anzulegen. Die Regierungen neigten dazu, auf Statistiken zu reagieren, oft sogar auf solche aufgrund von Wunschdenken geschönte, die Hinweise geben, die entweder nicht relevant für die wirklich benötigten realen Entwicklungen und Verhältnisse waren oder diesen sogar unmittelbar widersprachen.

Zum Beispiel gibt es den Fall, wie jetzt in den USA, dass man eine „Erholung“ für die US-Wirtschaft meldet, während in Wirklichkeit der allgemeine physische Zusammenbruch der Realwirtschaft wieder einen Schritt weiter ging – wenn etwa monetär-finanzielle Daten, die tatsächlich eine Zunahme der unbezahlbaren Verschuldung widerspiegeln, in törichter Schönfärberei als Anstieg der für Ausgaben verfügbaren Gelder dargestellt werden. Oder die Volkswirtschaft wird durch die Schließung des Restes an Produktion zusammengeschrumpft, von dem eine stabile Leistungsbilanz in einer schon nicht mehr kostendeckend arbeitenden Volkswirtschaft abhängt. Man feiert letzteres dann vielleicht noch als vermeintliche „Sparmaßnahme“ zum Nutzen der künftigen Zahlungsbilanz des Landes – aber eben nicht der Realwirtschaft.

Deshalb wäre es töricht zu versuchen, der Volkswirtschaft mit den falschen Methoden eine Rückkehr zu einem reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, wenn gerade diese Methoden schuld daran waren, dass diese Volkswirtschaft über die letzten Jahrzehnte nicht erfolgreich war. Oft ist es gerade dieses vermeintlich „traditionelle“ System, diese Art von Politik, das törichte Regierungen und andere verkünden verfeinern zu wollen, dessen Fortsetzung als wirtschaftspolitisches System, in egal welcher Form, aber mit Sicherheit, und zwar schon bald, zum allgemeinen Zusammenbruch führen würde. In dieser Lage wäre die einzig machbare Lösung, dass wir dieses Modell aufgeben und uns für ein neues Wertesystem entscheiden, das die Arbeit der Volkswirtschaft lenkt. Das System, das wir heute brauchen, hätte keinen der Präzedenzfälle der letzten Jahrzehnte zum Vorbild, sondern wäre weitgehend eine Rückkehr zu der relativ erfolgreichen Politik, die im westlichen Kontinentaleuropa, Japan und den USA unter dem ursprünglichen Bretton-Woods-System vor 40 Jahren oder früher funktionierte.

Mount Washington Hotel
Hotel „Mount Washington“ in New Hampshire, wo nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Bretton-Woods-Konferenz 1944 eine neue Weltfinanzordnung von 44 Ländern beschlossen wurde. Foto: Wikipedia/Sven Klippel

Da die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft mit dem 1944 durch Präsident Franklin Roosevelts Leitung eingeführten Bretton-Woods-System erfolgreich waren, aber schlecht liefen, seitdem dieses System untergraben und dann zwischen 1964 und 1982 abgeschafft wurde, würde eine vernünftige amtierende US-Regierung durchweg alle protektionistischen und verwandten regulierenden Maßnahmen, die in den letzten knapp vier Jahrzehnten abgeschafft wurden, umgehend wieder einführen. Dieses plötzliche Umdenken hinsichtlich der Politik, die seit 1971 bei Gesetzesbeschlüssen und anderen Vereinbarungen vorherrschte, wäre dadurch motiviert, dass man den entsprechenden Gesetzgebern und anderen immer noch nicht Überzeugten klar vor Augen führt, welche Schrecknisse durch ihre Sturheit über das Land hereinbrächen, falls sie sich den dringend notwendigen Reformen erfolgreich widersetzten.

Diese Maßnahmen sind das mindeste, was erforderlich ist. Solch ein Wende hin zu einer Ausrichtung im Sinne Franklin Roosevelts wäre ein guter Anfang; aber das allein wäre nicht ausreichend. Der physische Zustand der Welt ist in den letzten vier Jahrzehnten nicht konstant geblieben. Unsere Welt hat im letzten halben Jahrhundert entscheidende Veränderungen durchgemacht, weitgehend zum schlechteren. Obwohl das Modell von vor über 40 Jahren gut war, wäre es nicht ausreichend, um die jetzt unmittelbar vor der veränderten Welt von heute liegenden Herausforderungen zu meistern. Aus diesem Grund müssen wir uns in Richtungen bewegen, welche das Überdenken unserer Welt- und Volkswirtschaftsbegriffe auf fortgeschrittenere Art erfordern; wir müssen jetzt so denken, wie es der Bedeutung von Wernadskijs Vorstellung einer Noosphäre entspricht.

Einige mögen nun einwenden, wir sollten besser gleich von Anfang an das vielleicht richtige System einführen, anstatt auf erfolgreiche Vorbilder aus der Vergangenheit zurückzugreifen. Hierzu ist zu sagen: Wir sollten zurückkehren zu der erprobten, erfolgreichen, alternativen Herangehensweise der vergangenen Erfahrung, wie dem ursprünglichen Bretton-Woods-System, eine Herangehensweise, die wir nie hätten aufgeben sollen – aber dann sollten wir, mit mehr Muße und sehr sorgfältig die längerfristige Zukunft bedenkend, ein gründlich durchdachtes, zukünftiges Regulationssystem zur späteren Einführung entwickeln.

Aus praktischen politischen und anderen Gründen sollte der Grundsatz sein: Anfänglich wird nach der besten Auswahl an Präzedenzfällen für Regulierungen aus einem entsprechenden früheren Zeitraum, in dem ein Wirtschaftsaufschwung erfolgreich organisiert worden war, gehandelt, dann aber wird sorgfältig ein umfassendes System zusammenhängender Grundsätze erstellt, das die langfristige Fortentwicklung der Regelungen über zwei oder mehr künftige Generationen prägt.

Dass die Implikationen der gegenwärtigen Anwendung von Wernadskijs Begriff der Noosphäre für die Auswirkungen auf den weltweiten Umgang mit den notwendigen Rohstoffen, sehr wichtig sind, wird durch einen bestimmten Punkt veranschaulicht: Wenn wir das dauerhaftere System wirtschaftlicher Regelungen für die Zukunft entwerfen, müssen wir bedenken, dass wir hier die Zukunft, also ein ziemlich unzureichend erkundetes Terrain langfristigen Wirtschaftens betreten. Die Entscheidungen, die zu fällen sind – und bei einigen davon geht es um gewaltige Werte, aufgewendet über Jahrzehnte –, werden die gesamten Systeme der Bildung von Realkapital über kommende Generationen betreffen. Für den Augenblick sollte das Ziel sein, „in die Gänge zu kommen“, wobei man im Auge hat, dass die längerfristigen Kapitalbindungen mit jener gewissen Sorgfalt vorausgeplant werden, so wie das angesichts der Folgen eines bedeutenden Fehlers notwendig ist. Die Aussicht sollte also sein, dass wir vorläufige Schritte zum Wiederaufbau in Gang setzen, indem wir eine Reihe an Übergangsreformen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben, schnell übernehmen, in der Absicht, diese Übergangsreformen irgendwann in absehbarer Zukunft in ein dauerhafteres, langfristigeres System einzugliedern.

Vorausgesetzt, wir folgen dieser von mir angedeuteten Sichtweise, so bilden bestimmte kurzfristige Maßnahmen, die mit Präsident Franklin Roosevelts Vorstellungen vom Hamiltonschen Amerikanischen System der politischen Ökonomie übereinstimmen, ein durchaus angemessenes kurz- bis mittelfristiges Maßnahmenpaket für einen geordneten Übergang von dem höllischen Chaos der gegenwärtigen Weltordnung zu einer höheren Ebene, von der aus man mit grundlegenderen, langfristigen Reformen beginnen muss. Das sollte die relevante wirtschaftliche Perspektive eines Dialogs der Kulturen sein.

Wir dürfen nicht weiter zulassen, dass durch die übliche Arglist feindseliger Propagandisten diese notwendigen kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen der Rückkehr zur Bretton-Woods-Politikgestaltungsmatrix als diktatorische „Polizeistaatsmaßnahmen“ oder falsch dargestellt werden, so wie rechte Fanatiker der Vergangenheit und Gegenwart die Regierungen Franklin Roosevelts oder zuvor Abraham Lincolns verleumdeten. Eine Regierung, die das Allgemeinwohl fördert, und sich somit verpflichtet, in einer Zeit wahrer Krise die Mehrheit der Bevölkerung zu schützen, ist eine Form von Volksregierung, wie die Wahl Franklin Roosevelts 1932 bzw. das erbärmliche Scheitern von Präsident Herbert Hoover beweist.((Zugegeben, Präsident Herbert Hoover hat den Aktienkrach 1929 nicht selbst verursacht, sondern sozusagen von Andrew Mellons und Calvin Coolidges Politik geerbt, aber er hat es zustandegebracht, dass das Nationaleinkommen der USA sich zwischen Oktober 1929 und März 1933 halbierte. Für letztere Leistung wurde Hoover freundlicherweise damit belohnt, dass ihn das Volk aus dem Amt entfernte. Zugegebenermaßen haben sich einige Regierungen rechtlich verpflichtet, sich der Herrschaft sogenannter unabhängiger Zentralbankensysteme zu unterwerfen. Aber wenn die Vereinigten Staaten vorangehen und das System aufbrechen, so wie es der eigenen Verfassung entspricht, hätten andere Nationen keine Wahl, als umgehend mit den USA zusammenzuarbeiten, um den eigenen Hals zu retten.)) Roosevelt rettete die politische Demokratie in den USA, wohingegen jede Regierung Kontinentaleuropas, die gegen die Übernahme von Roosevelts Beispiel opponierte, früher oder später zu den Verlierern gehörte.

Das hat wichtige kulturelle Folgen für die nähere Zukunft, Folgen, die wir jetzt berücksichtigen müssen. Diese beinhalten einige schockierende Auswirkungen auf ein relevantes, größtenteils fehlgeleitetes, asiatisches Meinungsspektrum von heute.

Die von uns, die den maßgeblichen Vergleichspunkten in der gegenwärtigen und vergangenen Geschichte ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet haben, wissen, dass unter ähnlichen Krisenbedingungen nichts schneller ein Gemisch aus tyrannischer Regierung mit wechselweise Anarchie und Terror ausbrütet als eine verängstigte oder dumme Bevölkerung, die man mit populistischen Formen von Ignoranz und engstirnigen, provinziellen Weltanschauungen füttert, eine Bevölkerung wie unser jetziger Auswuchs verrückter religiöser Fanatiker in den USA heute.

Wenn Regierungen daran gehindert werden, unter Bedingungen einer nationalen Existenzkrise notwendige Reformen durchzuführen, ist die Folge wahrscheinlich Tyrannei der einen oder anderen Form, eingeschlossen die Chaos-Tyrannei wie kürzlich in Albanien. Eine Regierung, wie die von Präsident George W. Bush jun., die nur mithilfe von Lügen, massiver Korruption und Schwindeleien – wie der Vergewaltigung und Plünderung der staatlichen Rentenkasse – auf Stimmenfang geht, oder jeder Führer, der drastisch handelt – selbst für eine gute Sache –, ohne sich in maßgeblicher und ausführlicher Weise um einen rationalen Dialog mit seiner Bevölkerung zu bemühen, wie ich es seit Jahrzehnten versucht habe, verhält sich nicht klug. Eine gute Staatsführung regiert – bzw. bemüht sich zu regieren – durch einen wirksamen Dialog mit der Bevölkerung, selbst wenn diese sich stur widersetzt, anstatt nur oberflächliche Beliebtheit bei „demokratischen“ Meinungsumfragen anzustreben, die mit billiger Demagogie die Rolle des Tyrannen spielen – wie jene berüchtigte Demokratische Partei (die Sophisten), die den Justizmord an Sokrates verübte.

Wir brauchen eine Regierung, die mit diesen Methoden des konstruktiven sokratischen Dialogs, mit denen damals die breite Unterstützung für die Annahme der US-Bundesverfassung gewonnen wurde, in der Bevölkerung breite Zustimmung selbst für umfassende und abrupte Reformen gewinnt. Eine solche Regierungsweise wird insbesondere in Zeiten, die als große Krise wahrgenommen werden, die Grundlage für eine volkstümliche Regierung bilden.((Beispielsweise die Federalist Papers.)) Andernfalls wird ohne diesen sokratischen Dialog als politische Regierungsmethode auf breiter Grundlage, wird aus der Regierung unter Krisenbedingungen anstelle eines vernünftigen Beratungsprozesses ein gefährlicher Zusammenprall verschiedener Willen, von dem gewöhnlich das denkbar schlechteste Ergebnis zu erwarten ist.

So war, als man in Deutschland an der rücksichtslosen Politik der Regierung Brüning festhielt, das Hitler-Regime fast schon unausweichlich. Der Dialog mit der Bevölkerung darf auch nicht bloß rein formal sein; vielmehr muss die Regierung durch einen ehrlichen Austausch die richtige Politik entwickeln und beschließen, ein Austausch darüber, was im langfristigen Interesse des Allgemeinwohls der ganzen Nation ist, statt nur über eine Politik, die eine sophistische, momentane, „demokratische“ Unterstützung vorhandener Parteien und Fraktionen genießt.

Wenn man nicht rechtzeitig solche Reformen wie die gerade beschriebenen unternimmt, wird jede Anstrengung, das gegenwärtige IWF-System zu bewahren oder die Einrichtung der unabhängigen Zentralbanken zu verteidigen, eine Implosion der Realwirtschaft der Welt und wahrscheinlich ein rasches Absinken der Welt in ein langes neues finsteres Zeitalter nach sich ziehen. Dabei würden auch Nationen wie China und Indien zusammenbrechen – aus Gründen, die diese Nationalregierungen jetzt vielleicht politisch noch nicht in der Lage sind zu begreifen. Daher brauchen wir einen entsprechend vorbereitenden Dialog in dieser Frage, ohne den der Dialog der Kulturen als solcher keinen Erfolg haben kann.

Wenn folglich die Welt diese jetzt heranstürmende allgemeine Zusammenbruchskrise von Währung und Finanzen überlebt, wird es so sein, weil die von mir oben angegebenen Reformen tatsächlich und rechtzeitig durchgeführt wurden. Geschieht dies nicht, dann werden wir die Idee eines politisch erfolgreichen Dialogs der Kulturen für vielleicht zwei oder mehr nach uns folgende Generationen von der Tagesordnung streichen müssen. Falls wir diesen Dialog nicht damit eröffnen, dass wir alles, was für das Ergebnis von Bedeutung ist, sozusagen auf den Tisch packen – auch die geheiligten Vorurteile dieser oder jener Interessengruppe –, dann wird die gegenwärtige Zivilisation nicht lebend aus dieser Krise herauskommen.

Treffen wir, wie schon beschrieben, die glücklichere Wahl, so wird es darüber hinaus zu einigen äußerst interessanten Reformen im Denken der Welt über Wirtschaft kommen, und das recht bald. In solch einem Fall nähme eine vernünftige Welt Wladimir I. Wernadskijs Definition der Noosphäre zum Grundpfeiler der Definition der realwirtschaftlichen Lehre von Leitung und Entwicklung aller modernen Volkswirtschaften. Meine eigenen Beiträge zur Begründung einer zeitgenössischen Wissenschaft von der physischen Wirtschaft wären dabei unverzichtbar, um die notwendigen Verbindungen zwischen Wernadskijs Beiträgen und den strukturellen Aspekten der modernen Volkswirtschaft herzustellen.

Dieses Ergebnis wäre für viele ein Schock, der sich darin äußerte, dass das Bündel von Bilanzen und anderen Finanzberichten, den sie vielleicht vor sich her trugen, plötzlich ihren zitternden Händen entgleitet und zu Boden fällt, so als würde es dort für immer liegenbleiben. Kinnladen fallen, Augen scheinen glasig zu werden, ja, das ist wirklich eine Revolution! Aber eine sehr gute und längst überfällige.

Beginnen wir diesen Abschnitt der Abhandlung also mit den Grundlagen, die den Ausgangspunkt widergeben, von dem aus wir die Verdienste von Franklin Roosevelts Herangehensweise erkennen, aber darüber hinaus auch den notwendigen Übergang zu einer – wie man es nennen könnte – Wernadskijschen Reform der Weise, wie wir eine langfristige Sicht der zukünftigen Wirtschaft dieses Planeten betrachten müssen. Diese Verwendung von Wernadskijs Werk wird sich als unverzichtbar erweisen, um den nunmehr dringend notwendigen Übergang von der Trennung europäischer und asiatischer Kulturen zu der notwendigen, wahrhaft eurasischen Kultur ins Leben zu rufen.

Der Dialog der Kulturen, der auf einer Agenda solcher Überlegungen beruht, muss als Forum der allgemeinen Bezugnahme dienen, um Akzeptanz für einen solchen Prozess des Fortschritts zu einer sich herausbildenden eurasischen Kultur zu entwickeln; eines Fortschritts, der als Verfahren eines Dialogs zur Entwicklung von Politik sowie Übereinkünften zwischen souveränen Nationen geteilt wird.

Nachdem dies gesagt ist, schreiten wir nun, indem wir Wernadskijs Werk als Bezugspunkt zu Hilfe nehmen, voran zu der grundlegendsten Frage überhaupt: der Bedeutung der besonderen, selten richtig verstandenen Natur unserer menschlichen Gattung, ihrer Bedeutung für die Bestimmung jedweder angemessenen Sicht auf die Welt und die Volkswirtschaften heute.

Auf dem Weg hin zur Globalisierung

Wenn wir das sogenannte ökologische Potenzial verschiedener Menschenaffenarten vergleichen, und vergleichen dann dieses Ergebnis mit einer Untersuchung der Lebensbedingungen für eine affenartige Gattung auf diesem Planeten während der Epoche der bekannten „Eiszeiten“, dann betrüge das planetarische Potenzial für eine Menschenaffenart, die der Menschheit am nächsten kommt, einige Millionen Individuen. Heute wird eine Weltbevölkerung von mehr als sechs Milliarden Menschen gemeldet, das sind etwa drei Größenordnungen mehr als eine Menschenart mit augenscheinlich ähnlichen Bedingungen wie eine Menschenaffenart. Woher der Unterschied?

Wir haben auch Untersuchungen der menschlichen Bevölkerung auf der Erde seit vorgeschichtlichen Zeiten, die seit der aus der Asche des finsteren Zeitalters Europas im 14. Jahrhundert auferstandenen Renaissance des 15. Jahrhunderts einen markanten Aufschwung des Bevölkerungspotenzials verzeichnen.

Weltbevölkerung
Weltbevölkerungsentwicklung von der letzten Eiszeit bis heute (in Milliarden) | Quelle: Wikipedia Commons

Seit dieser Renaissance, insbesondere seit dem Westfälischen Frieden 1648, bis zu Entwicklungen der letzten vier Jahrzehnte, hat es eine Beschleunigung bei den ansonsten unregelmäßigen demographischen Mustern langfristigen Bevölkerungswachstums gegeben, aus Europa und Amerika kommend und sich dann nach Asien fortsetzend, für eine Verbesserung des realen Lebensstandards und der Lebenserwartung der Bevölkerungen.

Das diesbezügliche Zahlenmaterial ist in mehrfacher Hinsicht ungleichförmig, was für unser gegenwärtiges Thema, der physikalischen Wirtschaft, von Bedeutung ist. Dennoch belegt schon die Auswirkung der Rohdaten an sich einen gewaltigen Anstieg der relativen potenziellen Bevölkerungsdichte der menschlichen Gattung seit den politischen Veränderungen im Zusammenhang mit der Geburt des neuzeitlichen souveränen Nationalstaats im 15. Jahrhundert und seit den vom Fortschritt der Wissenschaft angetriebenen, raschen Veränderungen der Produktivkräfte der Arbeit, die im Zuge der sogenannten dirigistischen (colbertistischen) Politik in Frankreich Mitte des 17. Jahrhunderts entfesselt wurden.

Erst in den letzten 40 Jahren weist die langfristige Richtung abwärts: ein kaum verstandener Trend, der schon sehr bald das schlecht gestützte, bedrohte Wachstum einiger Teile der Weltbevölkerung ziemlich brutal übernehmen wird. Woher diese lange Welle des früheren Nettoertrags?

Wenn wir die guten Schätzungen und andere statistische Sichtweisen der Zusammensetzung der Weltbevölkerung so weit, wie es sich mit annehmbarer Genauigkeit zurückverfolgen lässt, betrachten, so fällt eine Reihe von Fakten hinsichtlich der charakteristischen historischen Unterschiede der Demographie europäischer und asiatischer Kulturen auf. Diese ganze Zeit über war die europäische Zivilisation deutlich weniger bevölkert als die asiatische. Dennoch war die Kraft, die sich in der europäischen Zivilisation ausdrückte, größer, insbesondere seit dem Aufstieg der klassischen griechischen Kultur, spätestens ab etwa dem 7. Jahrhundert vor Christus Eine zweite Reihe von Fakten betrifft den revolutionären Pro-Kopf-Anstieg der Kraft der europäischen Zivilisation, den die Renaissance im 15. Jahrhundert entfesselte und der noch offenkundiger zum Ausdruck kam, seit die von der ultramontanen Venezianischen Partei gegen die Reformen der Renaissance des 15. Jahrhunderts angezettelten Religionskriege der Zeit von 1492–1648 mit dem Westfälischen Frieden 1648 endeten.((Meine Auswahl der Wendepunkte und Trends entscheide ich nicht anhand der heute leider üblichen, im wesentlichen linearen, statistischen Methoden, die grundsätzlich irreführend sind, sondern anhand der Methoden der Leibnizschen Infinitesimalrechnung, die Gauß z. B. bei der Entdeckung der Asteroidenumlaufbahnen verwandte. Letztere wollen zeigen, was man in Zukunft beobachten wird, wohingegen erstere betonen, was beobachtet worden ist: Friedmans Methode des post hoc ergo propter hoc, wie Joan Robinson es beschrieb. Letztere Methode misst die Zukunft; die Folgerungen der ersteren sind üblicherweise für jede sich entwickelnde Krise völlig unzuverlässig.))

In den letzten 40 Jahren hat sich der allgemeine langfristige Aufwärtstrend der europäischen und insbesondere der neuzeitlichen europäischen Kultur zu ihrem relativen Nachteil umgekehrt und zum relativen – deswegen aber nur scheinbaren – Vorteil der aufstrebenden Mächte Asiens.((Der Wechsel zum Ultramontanismus venezianischer Art, seitdem George Shultz und andere 1971–72 das Bretton-Woods-Währungssystem zerschlugen, ebnete den Weg für die Zerstörung der von wissenschaftlich-technischem Fortschritt angetriebenen agro-industriellen Volkswirtschaften Europas, Nord- und Südamerikas sowie Japans durch einen Vorgang, den man jetzt normalerweise „Globalisierung“ nennt. Die Auswirkung davon war die Plünderung und Zugrunderichtung der Binnenwirtschaft Europas und des amerikanischen Kontinents – mit den venezianischen Methoden, die man aus der Vorgeschichte von Europas Absturz in ein finsteres Zeitalter im 14. Jahrhundert kennt. Diese Entwicklung ging damit einher, dass die Beschäftigung zunehmend aus Europa und Nordamerika in die Teile Asiens und Mittel- und Südamerikas mit den billigsten Löhnen verlagert wurde. Den Präzedenzfall der europäischen Geschichte für dieses eigentlich völkermörderische Weltmodell findet sich konzentriert in der von Venedig gesteuerten Heiligen Liga und den damit verbundenen Kreuzzügen des 13. Jahrhunderts; das führte in das völkermörderische große Finstere Zeitalter ab Mitte des 14. Jahrhunderts – beispielhaft ist der Fall der spitzbübischen Bankiers Biche und Mouche des Hauses Bardi. Inbegriffen im Resultat der Anwendung des mittelalterlichen Modells des Ultramontanismus auf die Welt von heute ist eine deutliche Verbesserung für einige Teile der asiatischen Bevölkerung, während die breite Masse der Armen Asiens und Amerikas ausgebeutet und auf andere Weise vernichtet wird. Das nennt man „Globalisierung“, die einige irregeführte Seelen in Eurasien als für Asien von Vorteil halten, einfach weil sie sich bisher geweigert haben, ihre wahre langfristige Lage verstehen zu wollen.))

Woher kamen die Perioden der Überlegenheit der europäischen Zivilisation hinsichtlich ihrer Überlegenheit in der Pro-Kopf-Leistung, und woher kam, aus der gleichen Sicht betrachtet, ihr Niedergang in den letzten 40 Jahren?

Wir wissen, dass individuelle Menschen aus jeder Kultur des Planeten das gleiche Erfolgspotenzial aufweisen. Oft sind Einwanderer in die europäische Kultur auffällig besser motiviert, sich in schöpferischer und anderer Hinsicht auszuzeichnen, als die verhältnismäßig selbstgefälligeren Mitglieder der Gesellschaft, in die sie sich eingliedern. In dieser Hinsicht besitzen alle Menschen das gleiche Potenzial; die entscheidenden Unterschiede in der potenziellen Durchführungsqualität sind kulturell. Die gleiche Untersuchung ergibt, dass das moralische Niveau und die Nettoleistungskapazität der relevanten Kultur als ganze herabgezogen werden, sobald man einen Teil ihrer Bevölkerung herabzieht.

Die Wurzel des langfristigen geschichtlichen Vorteils, den die europäische Kultur vergleichsweise genießt, liegt in der Ausstrahlung der griechischen klassischen Kultur – in dem, was der Historiker Friedrich Schiller als moralische und andere Überlegenheit der beispielhaften klassischen Figur des Solon von Athen gegenüber der moralisch bedauernswerten, ausgearteten Kultur Spartas unter Lykurg ausmacht.

Der Kern der Sache zeigt sich im Verhalten gegenüber diesen vergleichsweise ärmeren Teilen der Gesellschaft, die mehr oder weniger grundsätzlich wie menschliches Vieh behandelt werden. Selbst eine Kultur, die die überwiegende Masse der Bevölkerung wie menschliches Vieh einhegt, deren Menschenbild aber der Vorstellung einer dauerhaften Klasse von menschlichem Vieh widerspricht – wie die USA nach Lincoln bis in die jüngste Zeit –, hat einen moralischen Vorteil, der sich über die Ausstrahlung kultureller Einflüsse in einen ziemlich großen potenziellen physikalischen Vorteil umsetzt, wie die Renaissance des 15. Jahrhunderts mit Italien im Mittelpunkt belegt, so wie die Explosion wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritts in Colberts Frankreich, so auch manche entscheidenden Aspekte in der Geschichte der USA.

Betrachten wir als Beispiel den früheren Vorteil der USA im Vergleich zu Europa generell, speziell innerhalb der beispielhaften Periode von der Präsidentschaft Abraham Lincolns bis zu der Franklin Roosevelts. Die Armen, die wegen wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Möglichkeiten aus Europa in die USA flohen, verwandelten sich im Laufe von ein oder zwei Generationen in eine geistig fruchtbarere und produktivere Bevölkerung, als sie es bei einem Verbleib in Europa gewesen wären.

Das hat im wesentlichen mit der speziellen Natur des Menschen zu tun, insbesondere mit der dazugehörigen Form des selbstverursachten Selbstbildnisses des typischen, einzelnen Mitglieds der Gesellschaft. Das deutet in Asien auf eine mögliche Katastrophe hin – selbst in solchen Ländern, die gerade zu verhältnismäßig großen Weltmächten aufsteigen –, wenn man nicht das Menschenbild, das sich im Zustand der großen Masse der Armen widerspiegelt, vom Status der billigen Arbeitskraft zu einer geistig aufgeklärten und kreativ-innovativen breiten Bevölkerung hebt. Diese Aufgabe wird offensichtlich im Rahmen jeder weltweiten Diskussion über Fragen des Dialogs der Kulturen ein bedeutendes Problem sein.

Deshalb ist es wichtig, zu betonen, dass das abstoßende Schauspiel, welches die europäische Zivilisation insbesondere in den letzten 40 Jahren aufführt, nicht für die asiatische Kultur spricht, sondern eher beweist, wie die europäische Zivilisation sich selbst willentlich entehrt und erniedrigt hat, indem sie die wiedererstandene weltweite Tyrannei der Venezianischen Partei in ihrer modernen Form tolerierte. Offen gesagt ist das stärkste Beweisstück, das man für den kulturellen und moralischen Niedergang der US-Bevälkerung anführen kann, die Tatsache, dass dieses Land kollektiv so schamlos war, einen George W. Bush jun. zum Präsidenten zu wählen und, noch schlimmer, das Wahlergebnis hinzunehmen. Es wurde schon oft gesagt: Wen (Personen oder Nationen) die Götter zerstören wollen, den treiben sie zuerst in den Wahnsinn. Die Globalisierung ist Wahnsinn. Präsident Bush ist tatsächlich verrückt.

Die Überlegungen, die ich gerade zusammengefasst habe, drücken zwei bedeutende Fragen aus, die vor jedem angemessenen Dialog der Kulturen gestellt werden müssen. Was ist das Wesen des Menschen? Wie können wir die Gesellschaft in die Lage versetzen, sich von dem kulturellen Ballast, der die Erniedrigung der breiten Masse der Bevölkerung zum relativen Status eines entbehrlichen Menschenviehs akzeptiert, zu befreien? Diese Fragen, wie die Quäker es vermutlich gerne ausdrücken würden, sind auch der Schlüssel zur der Erkenntnis, wo die Wurzel der moralischen Verkommenheit der USA liegt, die sich in der Anwesenheit von Georg W. Bush jun. und seiner Bande im Amt des US-Präsidenten ausdrückt.

Potenzielle relative Bevölkerungsdichte

Wie sollen wir diesen kulturellen Faktor auf universelle Weise beschreiben, sodass er für alle Teile unseres Planeten zutrifft?

Unausgesprochen beantwortet Wernadskij diese Fragen in wesentlichen, wenn auch allgemeinen Begriffen. Meine eigenen, auf Leibniz’ Werk bezogenen Entdeckungen im Bereich der Wissenschaft von der physischen Wirtschaft aus den späten 1950er und frühen 1960er Jahren sind auch ein Schlüssel zur Auflösung der verbliebenen Fragen, die sich mit Wernadskijs Beiträgen in dieser Hinsicht einschließlich stellen. Ich beginne mit gewissen, wesentlichen Überlegungen zu meiner eigenen Arbeit. Dabei beschränke ich meinen Bericht über dieses Thema auf eine zusammenfassende Beschreibung des Allerwesentlichsten, das auf die technologisch am wenigsten beschwerlichen Überlegungen konzentriert ist, welche in Betracht gezogen werden müssen, um Einblick in die Quintessenz von Wernadskijs wichtigen Beiträgen, in welcher Weise die Weltwirtschaft organisiert und auf dieser Evolutionsstufe gesteuert werden muss, zu gewinnen.

Der Ursprungswert, der in meiner Methode realwirtschaftlicher Buchhaltung die praktische Grundlage liefert, beinhaltet nicht den Begriff des Geldes als Wert für die Definition der Wirtschaft als physischem Vorgang. Nur unentbehrliche physische Werte werden als Primärwerte in den realwirtschaftlichen Aspekten des Wirtschaftszyklus als solchem berücksichtigt. Geld, das von der souveränen Regierung geschaffen, ausgegeben und überwacht werden sollte, definiere und behandle ich hauptsächlich in seiner üblichen Rolle in einer gesunden Form der modernen Gesellschaft: als Endergebnis realwirtschaftlicher Entscheidungen und damit in Zusammenhang stehender Produktions- und Verteilungstätigkeiten innerhalb der mehr oder weniger staatlich geregelten Organisationsform von Volks- und Weltwirtschaft, die führenden Ökonomen wie Hamilton, Friedrich List und Henry C. Carey bekannt war als Amerikanisches System der politischen Ökonomie der US-Präsidenten Washington, Abraham Lincoln, Franklin Roosevelt und einiger anderer.

Henry Carey, Friedrich List
Verfechter des Amerikanischen Systems politischer Ökonomie gegen das britische Freihandelssystem: Henry Charles Carey (1793–1879), Friedrich List (1789–1846)

Warum Kraft für Vorschläge zur Aufrechterhaltung der jetzt todgeweihten, englisch-niederländischen liberalen Form der Weltordnung vergeuden, ein im wesentlichen veraltetes, pro-feudales Geldsystem, zu einem Zeitpunkt, an dem ein ganz anderes Geldsystem geschaffen werden muss, eines, das auf dem entgegengesetzten Fundament einer realwirtschaftlichen Grundlage ruht? Warum versuchen, einen Überseedampfer zu überzeugen, auf eine Erdumlaufbahn zu fliegen?

Ich beginne diesen knappen Abriss der Hauptbestandteile der realwirtschaftlichen Auffassung des Amerikanischen Systems mit der Bevölkerungsdichte, definiert in Begriffen von Mitgliedern von Familienhaushalten, und zähle diese gemessen pro Quadratkilometer der gesamten verfügbaren Landfläche sowie der von den entsprechenden Wohnungen und physischen Aktivitäten der Mitglieder dieser Haushalte belegten Landfläche. Ich vergleiche den Verbrauch, der notwendig ist, um diese Haushalte zu erhalten, mit dem realen Arbeitsausstoß der Mitglieder dieser Haushalte. Die grundlegenden, dabei anzustellenden Messungen sind: ein Vergleich des Arbeitsausstoßes dieser Haushalte mit dem Niveau des Verbrauchs der gesamten Gesellschaft an Gütern der Art, die zum Erhalt dieser Haushalte und der Gesellschaft, in der sie leben, notwendig sind – in einer Qualität, dass diese Produktionsmethoden weiterbestehen können –, sowie der Ausdruck hiervon in dem produzierten Ausstoß, gemessen pro Kopf und Quadratkilometer der Landfläche, die diese Haushalte und die mit ihren Aufgaben in der Gesellschaft verbundenen Beschäftigungen belegen, sowie ganz besonders in der Bestimmung der Charakteristika des wirtschaftlichen Ablaufs.

Die Aufgabe (die ausdrückliche Absicht) des Produktionszyklus muss darin bestehen, den physisch definierten Nettowert der produktiven Arbeitskraft pro Kopf und pro Quadratkilometer zu steigern und gleichzeitig die Länge der Lebenserwartung innerhalb dieser Bevölkerung zu erhöhen. Dieser Begriff liegt dem vorläufigen Stadium der Konzeptionalisierung der Idee einer potenziellen relativen Bevölkerungsdichte pro Kopf und pro Quadratkilometer zugrunde. Der zentrale Begriff dabei ist, dass die Lebensqualität des Haushalts, die das Verhältnis von Produktion zu notwendigem Anstieg des Verbrauchs verbessert, nicht sinken, sondern sich antientropisch erhöhen sollte.((In Übereinstimmung mit einer früheren Anmerkung, beziehen sich die Begriffe Entropie und negative Entropie, so wie man sie heute üblicherweise verwendet, auf Wirkungen, und nicht auf naturwissenschaftliche Prinzipien. Antientropie hingegen, wie Keplers Definition der Schwerkraft, bezieht sich auf ein sich aus sich selbst nährendes universelles Prinzip, das die entsprechende Art von Wirkung hervorruft. Leben und schöpferische Erkenntnis sind immer Ausdrücke der Wirkung eines konstanten Veränderungsprinzips – der Antientropie.))

In pädagogisch ersten Annäherungen bildet der Primärzyklus, der gemessen wird, eine Spanne vom Produktverbrauch der Haushalte bis zur endgültigen Konsumtion des Produktionsenderzeugnisses – letzteres ist der Punkt, an dem das hergestellte Material aus dem Wirtschaftsproduktionszyklus herausfällt.((Man muss vorsichtshalber diese Festlegung betonen, damit sich niemand von pseudowissenschaftlichen ökonomischen Lehren einnehmen lässt – beispielsweise dem Gedanken, ein wirtschaftlicher Vorgang sei „die Herstellung von Gütern durch Güter“.))

Sonstige Produktion, etwa im Zusammenhang mit dem Zwischenausstoß, wird als Produktion und Verbrauch innerhalb des Produktionszyklus’ des Netto-„Endprodukts“ aufgefasst. Mit anderen Worten ist die Addierung von Zwischen- und Endprodukten oft, zumindest teilweise, eine doppelte Zählung, insbesondere seitdem die sogenannten 68er-Generation an Einfluss gewonnen hat.((Bei der heute üblichen Praxis der „Babyboomer“ oder „Alt-68er“ in Wirtschaft und Unternehmensführung wird meist nur kurzfristig gedacht, so wie es der sogenannten „Jetzt-sofort-Generation“ entspricht, deren Wertvorstellungen wirtschaftliche Werte mit den schnellen sexuellen und verwandten Genüssen der Spaßgesellschaft durcheinanderbringen – eine moderne Form der römisch-imperialen „Brot und Spiele“-Kultur. Im Gegenteil ist nicht nur die Kapitalbildung langfristig, sondern hängt in vielen Bereichen sogar der Produktionszyklus von einem mittelfristigen Zyklus ab: vom Entwurf einer Produktpalette bis das Endergebnis zum ersten Mal verkauft wird. Deshalb halten sie Zwischenprodukte oft für Rivalen der Endprodukte und neigen zu so verrückten Vorstellungen wie der, den Verkauf der Zwischenprodukte anzutreiben, auf Kosten der erweiterten Lieferung jenes Endprodukts, von dem das kombinierte Einkommen der „ganzen Bude“ abhängt.)) Die Zwischenproduktkosten gehen in den Aggregatkosten innerhalb des Zyklus auf. Die Verwendung des Begriffes „Mehrwert“ hilft uns, die möglichen Abweichungen statistisch zu berichtigen, hebt sie aber nicht wirklich auf, weil die Kosten der Herstellung der Zwischenprodukte – insbesondere in einem finanziellen Preisbildungssystem – entweder beträchtlich zu hoch oder zu niedrig sein können, im Vergleich zu dem, was nötig wäre, um das erforderliche Gleichgewicht bei durch technischen Fortschritt angetriebenem Nettowachstum des Pro-Kopf-Endausstoßes aufrechtzuerhalten. Die Herstellung veralteter, unnötiger Teile, wie z. B. Kutschpeitschen für Automobile, ist nur ein Beispiel für die verschiedenen Möglichkeiten, wie der entsprechende Denkfehler sich äußern könnte.

Es wäre besser, in physischen statt in Geldbegriffen das Kapitalverhältnis von Zwischen- und Endprodukt zu verstehen, und ansonsten das Zwischenprodukt als Kostenfaktor im Gesamtsystem des Zyklus aufzufassen. Entscheidend ist, Kosten bezogen auf die Rate des technologischen Fortschritts und verwandte Verbesserungen des Produktivitätsgrades zu messen, statt mit Methoden der Finanzbuchhaltung, die diesen Auswirkungen gegenüber mehr oder weniger indifferent sind. Buchhaltungsmethoden, die leider gern als Ersatz für die Arbeit an ernsthafter wirtschaftspolitischer Planung dienen, sollten wir vermeiden.

Zwischen diesen beiden Endpunkten geschieht die Herstellung der Zwischenwerte. Dazu gehören die grundlegende wirtschaftliche Infrastruktur, die man annähernd in Begriffen von Quadratkilometern und pro Kopf misst, sowie das Kapital des eigentlichen Produktionszyklus. Diese beiden Klassen des Zwischenprodukts stuft man als Kapitalbildung ein und misst sie in Jahren nützlicher realer Lebensdauer. Die richtigen Messungen der Kapitalbildung sind, in erster Annäherung, im wesentlichen folgende.

Wir beginnen mit dem Zeitraum von der Geburt bis zur Erwachsenenreife oder entsprechenden funktionalen Reife des neugeborenen Mitglieds der Gesellschaft. Das ist die sinnvollste Maßeinheit für die Bestimmung von Kapitalzyklen und ist selbst ein Kapitalzyklus. Es geht uns darum, die nützliche Lebensdauer einer Kapitalverbesserung für Infrastruktur oder Produktion mit der Regelzeit der Investition, welche die Entwicklung eines Kindes vom Säuglingsalter bis zum Beginn des wirtschaftlich aktiven Erwachsenenlebens darstellt, zu vergleichen. Dabei ist die funktionelle Grundannahme: Die Rate des Nettoanstiegs der Produktivität der Arbeitskraft sollte sowohl einer Verbesserung des Lebensstandards innerhalb der Haushalte entsprechen als auch der Annäherung der Ausbildungsdauer an ein bestimmtes Optimum – für die USA heute wäre die angemessene Perspektive, die schulische Ausbildung mit 25 Lebensjahren als qualifizierter Fachmann abgeschlossen zu haben.((Sollten einige Leser schon über den Gedanken schockiert sein, dass ich eine Obergrenze für die Steigerung der normalen Zeit für Schul- und Berufsausbildungsabschluss setze, so mache ich sie auf den Unterschied zwischen Wissen und Lernen aufmerksam, was durch meine Darlegungen weiter oben über prinzipielle Ideen, wie etwa bei Archimedes, Gauß u. a., beispielhaft dargestellt wird. Wenn der Geist die Erfahrung der Entdeckung von Prinzipien durch entscheidende Experimente wieder erlebt, statt sie nur zu lernen, gewinnt der Geist des Schülers unmittelbar an Stärke; man braucht nicht mehr bloß zu hoffen, dass diese Geistesstärke wie etwa durch Osmose auftaucht, wenn man ihn einer ewigen Litanei bloßen Lernens aussetzt. Letzteres ist schrecklich ineffektiv und muss naturgemäß letztlich mehr Fehlschläge als Erfolge erzeugen. Zur Veranschaulichung dieses grundsätzlichen Unterschiedes verweise ich oft auf das Buch Neurotische Störungen des schöpferischen Prozesses des verstorbenen Prof. Lawrence Kubie und ähnliche Schriften.))

Insgesamt gibt es vor dem hier gerade zusammengefassten Hintergrund zwei Gesichtspunkte, die für das, was ich jetzt zu Wernadskijs entwickelter Auffassung der Noosphäre betonen möchte, von Bedeutung sind.

Der eine ist die Art von Verbesserung der Biosphäre, die das Produktivpotenzial eines Gebietes erhöht – gemessen als Potenzial in Begriffen pro Kopf (Mensch) und Quadratkilometern, statt an anderen Maßstäben.

Der zweite ist die qualitative und quantitative Entwicklung desjenigen Teils der Noosphäre, der – in erster Annäherung – das Produkt von kognitiven, statt nur biologischen Funktionen oder Komponenten der kumulativen Fossilienbildung auf dem Planeten ist.

Die schon in Wernadskijs eigener Darstellung des Themas implizite, allgemeine Regel ist, dass die Zuwachsrate nützlicher Fossilien der Noosphäre größer sein sollte als die der Biosphäre, während die Entwicklung der Biosphäre pro Quadratkilometer vorangebracht werden sollte.

Der Antrieb des letzteren Verhältnisses sind die dem menschlichen Individuum spezifisch innewohnenden (noetischen) Erkenntniskräfte. Beide Verhältnisse lassen sich als ein einziges ausdrücken, wenn wir berücksichtigen, dass die willentliche Verbesserung der Biosphäre, ausgedrückt je Quadratkilometer, ein Ergebnis von Produktivitätssteigerungen ist, welche durch die menschlichen Schöpferkräfte hervorgerufen wurden.

Die vorangegangenen Punkte über die Wirtschaft aus physischer statt monetär-finanzieller Sicht laufen in einer Vorstellung zusammen, die ich vor mehr als einem halben Jahrhundert entwickelt und potenzielle relative Bevölkerungsdichte genannt habe. Der Begriff schien mir damals innerhalb des praktischen Zugangs für Industrieingenieure oder vergleichbare Techniker des Produktivitätsprozesses als der handhabbarere, während er dennoch auch auf den höheren Bezugsrahmen verwies – nämlich die spezifisch Riemannsche Sicht des Vorgangs, der in einer produktiven Form moderner Ökonomie zum Ausdruck kommt.

Wesentlich ist dabei: Wenn eine entsprechende Landfläche gegeben ist, spiegelt die potenzielle Produktivität der damit verbundenen Gesamtbevölkerung einerseits die Entwicklung des produktiven Prozesses einschließlich der Bevölkerung selbst und ihrer Arbeitskraft wider; aber der wirtschaftliche Erfolg hängt von der Entwicklung der Landfläche ab, einschließlich der Produktionsstätten und verfügbaren Dienstleistungen, auf der diese Aktivität stattfindet.

Letzten Endes umfasst dies die durch die menschliche Gattung vorgenommene Steuerung aller mit unserem Planeten verbundenen physischen Vorgänge, die für die menschliche Existenz und die Verbesserung der potenziellen relativen Bevölkerungsdichte der Menschheit auf diesem Planeten von Bedeutung sind. Aus diesem Grunde steigt Wernadskijs Werk über das Konzept der Noosphäre, von dieser höheren Warte aus betrachtet, aus dem begrenzteren Bereich ausgewählter Anwendungen der wissenschaftlichen Forschung zu einem unverzichtbaren bestimmenden Bestandteil jeder wirtschaftlichen Praxis auf, den Regierungen und vergleichbare Stellen heute ernstnehmen müssen.

Das Maß der Veränderungen, die zu dem angedeuteten Ergebnis führen, ist die Antientropie der relevanten, aktuellen praktischen Politik.

Diese genannten Faktoren drehen sich alle um eine einzige entscheidende Frage: die Natur des Menschen als erkennendes (d. h. noetisches) Wesen, getrennt von und über den Tieren. Der Schlüssel ist die Fähigkeit, Hypothesen zu bilden, wie es in Platons Sammlung sokratischer Dialoge definiert wird. In dem Maße, wie die Gesellschaft um das Wirken dieser nur dem menschlichen Individuum eigenen Kreativfunktion herum geordnet ist, und zu dem Grade, wie das einzelne Mitglied der Gesellschaft dazu angeleitet und ihm geholfen wird, dieses besondere schöpferische Potenzial in sich zu pflegen und anzuwenden, werden Ökonomien gedeihen, und die kulturelle Entwicklung und das verbesserte physische Wohlergehen der Menschen in diesen Gesellschaften gefördert.

Demnach führt die Unterdrückung der kognitiven Entwicklung innerhalb eines großen Teils der Bevölkerung mit den gängigen Methoden dazu, dass die Entfaltungsmöglichkeit in der ganzen Bevölkerung, inklusive der „privilegierteren“ Schicht, geringer ist. Die Armen verlieren unter solchen niedergedrückten Verhältnissen vielleicht nicht ihre Menschlichkeit, aber sie verlieren viel von ihrer möglichen Entwicklung als Menschen. Solche Bedingungen um „traditioneller Werte“ willen hinzunehmen, ist die tödlichste Quelle der Schwäche in jeder Kultur.

Deshalb muss das Ziel von Veränderungen im Ablauf des Produktionsprozesses natürlich die Wirkung des Verbrauchs des Endprodukts sein. Dies vorausgesetzt, muss man auf dem Weg zur Erreichung dieser Wirkung auch große Betonung darauf legen, die menschliche Qualität der Rolle des Menschen im Produktionsprozess zu entwickeln. Leute, die beispielsweise auf körperliche Arbeit abfällig herabblicken, unterschätzen häufig, wie wichtig es ist, ob der Arbeitsablauf die Erkenntnisfähigkeit im Leben und Beruf des Arbeiters fördert oder einschläfert.((Etwa so: „Mecker nicht, du trübe Tasse, du solltest dankbar sein, dass du überhaupt Arbeit hast.“ ))

Wir werden diesen Diskussionsfaden über die Bedeutung der schöpferischen Kräfte des Menschen in einer Volkswirtschaft aus der Sicht von Wernadskijs Auffassung der Noosphäre später wieder aufgreifen, nachdem wir eine andere Frage der Ökonomie, die jetzt aus dem Weg geräumt werden muss, geklärt haben. Hierbei handelt es sich um den funktionalen Unterschied zwischen einem Währungssystem mittelalterlicher Art – das heute die vorherrschende Form des weltweiten, monetär-finanziellen Systems darstellt – und einem modernen Währungssystem der Art, wie es nur die beiden ursprünglichen Verfassungsdokumente der USA aus dem 18. Jahrhundert vorgeben.((Das erste war die US-Unabhängigkeitserklärung von 1776, in der das funktionell verfassungsmäßige Prinzip das „Streben nach Glückseligkeit“ ist, das Benjamin Franklins Kreis aus Gottfried Wilhelm Leibniz’ Neuer Abhandlung über den menschlichen Verstand übernahm. Dies stand bewußt im Gegensatz zur Lockeschen Lehre vom „Recht auf Eigentum“, das Richter Antonin Scalia vom heutigen Obersten Gerichtshof der USA und andere Verfassungsunterwanderer unter dem Markennamen „Shareholder Value“ eingeführt haben – eine nichtverfassungsgemäße Vorstellung, die gegen die eindeutige Absicht der„Gemeinwohl“-Klausel in der Präambel der Bundesverfassung unmittelbar verstößt. Zur Beförderung seiner eigenen Auffassung von „Eigentum“ und anderem Betrug hat der Eiferer Scalia die verrückte, an venezianische Gebräuche erinnernde Vertragsrechtslehre eingeführt, die sich stets auf den „Text“ beruft.))

Die moderne Geldwirtschaft

Der Produktivitätszuwachs innerhalb einer physischen Wirtschaft, wie ich sie eben vereinfacht geschildert habe, veranschaulicht die Grundlage für eine reale Form von Gewinn – eine Form des physischen, statt des monetär-finanziellen Profits, man könnte auch sagen, die Marge an gesellschaftlichem Gewinn, erzeugt in den Begriffen einer physischen Wirtschaft, deren Anfangsgründe ich gerade grob umrissen habe. Dieser gesellschaftliche Gewinn ist zu unterscheiden von der eingebildeten Art finanziellen Gewinns, den die gängige Buchhaltungspraxis aus den falschen, praktisch feudalen Vorstellungen eines monetär-finanziellen Systems, auf das sich die zeitgenössische finanzbuchhalterische Praxis derzeit stützt, ableitet.

An einer guten Finanzbuchhaltung ist nichts auszusetzen, besonders wenn sie auch ehrlich ist. Buchhaltung ist in einer modernen Wirtschaft unverzichtbar, ganz besonders in einer, in der Ganoven wie die räuberische Enron-Bande im Zuge der dynastischen Machenschaften der Familie Bush Amok liefen. Innerhalb der legitimen Buchhaltungspraxis taucht die Schwierigkeit gewöhnlich in der Larve jener angenommenen Verkleidungen auf, deren Vorhandensein und Auswirkungen der leichtgläubige oder auch nur unaufmerksame Leser übersieht. Die qualitativ ernstere Art von Fehlern entsteht, wenn Buchhalter – wie Professor Milton Friedman vom offen gestanden pro-satanischen Mont-Pèlerin-Kult des verstorbenen Friedrich von Hayek – sich als Ökonomen ausgeben, obwohl sie schlimmstenfalls nur Finanzbuchhalter sind, und zwar von einer Art, deren Lehren und vermeintliche Schlussfolgerungen stark darauf beruhen, dass sie über die reale Wirtschaft weniger als nichts wissen.((Die Kultfigur von Hayeks Mont-Pèlerin-Gesellschaft war der berüchtigte Bernard Mandeville, der der fanatisch gnostisch-religiösen Überzeugung „private Laster, öffentliches Wohl“ anhing. Von Hayeks Komplize Milton Friedman zeigte seine Anbetung derselben niederländischen Gottheit bei einem Fernsehinterview mit Phil Donahue im April 1980, als er die Freigabe des Rauschgifthandels als „gut für die Wirtschaft“ befürwortete. Friedmans Karriere als eine dubiose Sorte von Wirtschaftswissenschaftler begann als Student der Buchhaltung, den Arthur Burns quasi über Nacht zu einem sogenannten Wirtschaftswissenschaftler machte. Frau Joan Robinson von der Universität Cambridge schilderte Friedman zutreffend als den Ökonomen des post hoc, ergo propter hoc. Betrachtet man Friedmans Wirken als Wirtschaftsberater von wirtschaftspolitischen Versagern wie Präsident Richard Nixon und Gouverneur Arnold Schwarzenegger, so würden aufmerksame Beobachter vielleicht sagen, Friedmans Ratschlag in wirtschaftlicher Hinsicht lautete: „Gehen wir zurück in die Steinzeit“.))

Nichtsdestoweniger dürfen wir nicht zulassen, dass die Buchhalter, ob wirklich fähig oder nicht, sich das System, das sie für ihren Beruf verwenden, selbst gestalten. Vielmehr muss die Buchhaltung ihren Praxisstandard an die Aufgabe anpassen, die Verfassung und Regierungsstellen als die Ziele und Maßstäbe für die Entwicklung und Wartung von Buchhaltungssystemen vorgeben. Deshalb besteht eine der heutigen Schwierigkeiten darin – ganz besonders unter der geistig verwirrten Herrschaft der jetzigen Regierung Bush in den USA –, dass wir nur sehr wenige Ökonomen haben, die fähig sind, den Buchhaltern die richtigen aufgabenorientierten Praxisstandards für ihre Arbeit zu liefern. Selbst diejenigen, die dazu fähig sind, können unter der augenblicklichen Herrschaft des Wahnsinns aus dem Präsidentenamt und ähnlichen einflussreichen Meinungsquellen nicht wirksam arbeiten. Selbst ohne die zusätzliche Last dieser bescheuerten Regierung könnte dieses Problem – zu versuchen, vernünftige Maßstäbe für die heutige Buchhaltungspraxis zu erstellen – nicht gelöst werden, ohne die heutigen Vorschriften des monetär-finanziellen Systems umzustürzen.

Zu den Ursprüngen der heute gängigen Geldtheorie ist in der gegenwärtigen Krisenzeit die folgende Klärung dringend notwendig.

Nach meinen Entdeckungen auf dem Gebiet der physischen Wirtschaft befasste ich mich in den 1950er Jahren einige Zeit mit entsprechenden weiteren Untersuchungen. Ich verfolgte die Geschichte des Geldes und der Finanzbuchhaltung zurück, angefangen mit dem Aufkommen des Wuchers im Söldner- und Pachtwesen des antiken südlichen Mesopotamien und weiter über den Handel zwischen Mesopotamien und den Hethitern, letzterer ein Handel, für den vorausschauend (im Sinne der modernen Forscher) Keilschrifttafeln (anstelle der leicht verderblichen Pergamente) als Wechselmedium verwandt wurden, was man hinsichtlich Zweck und Verwendung als ziemlich modern betrachten könnte. Ich verfolgte die Entstehung europäischer Geldsysteme über Entwicklungskanäle solcher Praktiken wie Tyrus und das gewaltige Wucherzentrum beim Kult von Delphi, bis in die Entwicklungen im römischen System, auf denen seither die meisten europäischen Geldsysteme beruhen. Mein Interesse schloss die neuzeitlichen Formen ein, die seit dem Beginn der doppelten Buchführung auftauchten, angefangen mit den inzwischen inhärent anachronistischen Ursprüngen in der feudalen Praxis der venezianischen Finanzoligarchie – eine Entwicklung, die offenbar spät in den mittelalterlichen, feudalen Jahrhunderten der ultramontanen Herrschaft vor der Renaissance stattfand.((Eine relevante, unter Gelehrten übliche Zuordnung war, dass die doppelte Buchführung, die man mit den Medici in Verbindung bringt, auf frühere Entwicklungen zurückging, die aus dem Haus Bardi stammten.))

Hethiten-Tafel
Hethitische Keilschrifttafel aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert. Foto: Wikipedia/Mx. Granger

Die Notwendigkeit einer annehmbaren Art von Geldwirtschaft als Anhang einer modernen Wirtschaft entsteht als Nebenprodukt der speziellen Natur des Menschen als einzigartig schöpferischem Wesen, das über Kreativität – wie Wernadskij das noetische Prinzip definiert – als souveräne Eigenschaft menschlicher Individuen verfügt.((Das bezieht sich auf die entscheidende systemische Schwäche des Denkens im sowjetischen System, auf die ich mich hier schon früher bezogen habe. Die materialistische Lehre – beispielhaft und besonders anrüchig ist Engels’ Variante des „Materialismus“ – leugnet die Existenz von Erkenntnisprozessen, die den Menschen vom Affen unterscheiden, und schürt daher ein allgemeines Misstrauen der „Intelligenzia“ gegenüber. Die militärtechnischen Errungenschaften des Sowjetsystems jedoch, in dem die Schöpferkräfte des Einzelnen – wie durch Wernadskij oder meinen verstorbenen Freund Pobisk Kusnezow gezeigt – nicht geleugnet werden konnten, waren ein gesellschaftlicher Faktor, der zur Hauptquelle der strategischen Stärke des Sowjetsystems und einem wesentlichen Erbe in Russland bis zum heutigen Tage wurde.)) Somit erfordert der Transfer des zunehmenden Reichtums durch den gesellschaftlichen Prozess ein Mittel, mit dem bestimmte Funktionen innerhalb dieses Prozesses in der speziellen Weise, wie sie mit einem staatlich geschaffenen Geldsystem verbunden ist, unterstützt werden können. Die eigentliche Funktion der allgemeinen Handhabung von Geld in einer modernen Gesellschaft besteht in der Regulierung des Flusses von Produktion und Konsumtion in einer Weise, dass eine optimale Rate der Art von Wachstum gefördert wird, das nur durch die Unterstützung der Anwendung und Entfaltung der souveränen Schöpferkraft eines jeden Einzelnen erzeugt werden kann. Um jedoch diese Funktion zu erfüllen, müssen Erzeugung und Fluss des Geldes reguliert sein – in erster Linie von der Regierung –, damit dieser Idiot, das Geld, nicht aus eigenem, von Natur aus unmenschlichem Antrieb, in völlig falsche, anderweitig als wucherische Habgier bekannte Richtungen davonläuft.

Die axiomatische Qualität des Bösen, inhärent in den heute verbreiteten Varianten der feudalen oder sogar noch älteren Lehren über die Natur des Geldes, ist die Annahme, Geld besitze eine ihm innewohnende reale oder zumindest moralische Kraft – ein natürliches Wucherrecht, das als physisches Prinzip der realen Wirtschaft mit Recht wirken sollte. Diese Vorstellung vom Geld als „schnödem Mammon“ ist etwas, das seinem Wesen nach sogar schon an sich als teuflisch zu betrachten ist. Der schlechte Ruf des Geldes ist insofern gerechtfertigt, als dass Mandeville – obgleich ein schillernd bösartiger Kerl von offensichtlich übler persönlicher Moral – nicht daneben lag, als er darauf bestand, dass Geld – im Sinne des englisch-niederländischen liberalen Auswuchses der venezianischen Tradition – auf etwas Bösartiges außerhalb des wirklichen Universums angewiesen ist, auf eine Art „Maxwellschen Dämon“, vermutlich aus der Hölle, der Mandeville, von Hayek, Friedman etc. zufolge eine Nation, die das Laster fördert, mit öffentlichem Zuwendungen belohnt.

Indessen muss die Funktion des Geldes in einer modernen nationalstaatlichen Ökonomie und in den Beziehungen zwischen solchen Ökonomien sich von der Funktion des Geldes in der antiken und mittelalterlichen Gesellschaft oder in Ausformungen des venezianisches Geldsystems in modernen Ökonomien so unterscheiden, wie sich Menschen von Affen unterscheiden. Es gibt keine innere Gesetzmäßigkeit, die einen bestimmten Zinssatz als von Natur aus wucherische, rechtmäßige Eigenschaft des Geldes an sich vorschreibt.

Was wir heute haben, wie es durch das IWF-System nach 1971 verkörpert wird, ist im wesentlichen eine Fortsetzung des mittelalterlichen Systems von monetär-finanziellem Wucher – das gegenwärtige internationale Währungssystem –, abgeschrieben von der mittelalterlichen, ultramontanen Tradition, deren direkte Fortsetzung es größtenteils ist, und das heute das vorherrschende, inhärent feudalistische monetär-finanzielle System auf unserem Planeten darstellt.((Tatsächlich hat die Funktion internationaler Kredite im Rahmen des nach 1971 von Bechtels George Shultz et al. geschaffenen IWF-Systems für den Schuldner ungefähr denselben nützlichen Effekt wie die Affenfalle eines malaysischen Bauern für den Affen. Der Bankier verspeist das Schuldnerland zum Abendessen.)) Als Konsequenz der Wiederbelebung der Macht der venezianischen Finanzoligarchie am Ende des 15. Jahrhunderts und der Verlagerung der wichtigsten Operationen dieses oligarchischen Systems auf das System der Venezianischen Partei des englisch-niederländischen Liberalismus im 18. Jahrhundert haben wir heute folgende tödliche Ironie in der heutigen Weltwirtschaft als ganzer.

Das kombinierte Ergebnis des Einflusses der Renaissance des 15. Jahrhunderts, des Westfälischen Friedens und der Geburt des führenden Rivalen des englisch-niederländischen liberalen Systems – des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie –, brachte das heute vorherrschende Weltsystem in seiner paradoxen Form hervor. Dieses Problem hat eine Vorgeschichte, die die folgenden, relevanten Höhepunkte umfasst.

Seit den konterrevolutionären Veränderungen in der US-Volkswirtschaft und im IWF unter dem Einfluss von Mittelsmännern wie George Shultz in der Regierung Nixon 1971–72 ist das heutige, schwerkranke englisch-niederländische liberale System – das nach der ursprünglichen Absicht der US-Bundesverfassung gar nicht existieren dürfte – derzeit das monetär-finanzielle System der Welt.

Allerdings könnten sich die Vereinigten Staaten jederzeit auf die in ihrer Bundesverfassung verankerten Grundsätze des Amerikanischen Systems der politischen Ökonomie berufen, so wie ich es vorschlage. Dann gäbe es einen Machtkampf zwischen zwei Weltordnungen: ein erneuertes US-System auf der einen, das entgegengesetzte anglo-holländische, liberale monetär-finanzielle System auf der anderen Seite. Die grundlegenden geschichtlichen Ironien dieser verschiedenen aktuellen und potenziellen Konstellationen sind folgende.

Die Bedeutung der klassischen Renaissance im 15. Jahrhundert mit Italien als Mittelpunkt lag in der Entstehung des neuzeitlichen souveränen Nationalstaats, als man das meiste Drumherum des imperialen Rom und seines mittelalterlichen venezianisch-normannischen ultramontanen Nachfolgers abschüttelte und sich statt dessen auf das Erbe des klassischen Griechenlands Platons besann.((Implizit geht die Entwicklung des Konzepts der modernen, souveränen Form des europäischen Nationalstaats zurück auf Karl den Großen, so wie dieses Ringen durch Kaiser Friedrich II. (von Hohenstaufen) weitergeführt wurde. Der ausdrückliche Vorschlag Dante Alighieris, wie in seiner Schrift über die italienische Nationalsprache und ihren Gebrauch sowie seine De Monarchia, bildeten den wichtigsten unmittelbaren Vorschlag für den modernen Nationalstaat, bis sie von Nikolaus von Kues’ Concordantia catholica und anderen Schriften abgelöst wurden, welche die moderne experimentell-wissenschaftliche Praxis begründeten – wie etwa seine De docta ignorantia. Die beiden ersten neuzeitlichen Nationalstaaten waren Frankreich unter Ludwig XI. und England unter Heinrich VII., einem Anhänger der Revolution Ludwigs XI.))

Die Erneuerung der Macht Venedigs in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts und danach schuf eine Situation, in der einerseits eine Gesellschaftsform entstanden war, der neuzeitliche souveräne Nationalstaat (das Gemeinwesen), der auf dem Gemeinwohl beruhte, während gleichzeitig der wissenschaftliche und technische Fortschritt dank des bleibenden Einflusses der Renaissance auch trotz der Rückschläge des späten 15. Jahrhunderts durch den Westfälischen Frieden 1648 einen gewaltigen Aufschwung nahm. Indes forderten mit der Erneuerung der Macht der venezianischen Finanzoligarchie mittelalterliche monetär-finanzielle Praktiken die aufstrebende neue weltpolitische Ordnung moderner Nationalstaaten heraus und dominierten sie oftmals.

Das Ergebnis war eine zweigestaltige Weltordnung mit inhärent imperialistischen (d. h. ultramontanen) monetär-finanziellen Systemen, die antiken und mittelalterlichen politischen und kulturellen Gesellschaftsformen entstammen, und auf der Gegenseite der Institution des neuzeitlichen souveränen Nationalstaats, der auf der Verpflichtung zum wissenschaftlichen und kulturellen Fortschritt im Dienste des Gemeinwohls beruht.

Seit 1776 bestand die größte Bedrohung des finanzoligarchischen Elements der Weltmacht (d. h. der Venezianischen Partei) darin, dass das Amerikanische System der politischen Ökonomie das Hauptvorbild für die Verfassung der neuzeitlichen, souveränen nationalstaatlichen Republik darstellt. Insbesondere von der Zeit Präsident Abraham Lincolns bis zu Präsident Franklin Roosevelt drohte die US-Verfassung als Paradebeispiel für den wahrhaft modernen, souveränen Nationalstaat wiederholt einen Aufstand von Nationen anzuführen, die zusammen durch ihre weltweite Macht und ihren Einfluss die Vorherrschaft über die instinktiv ultramontane Form der Macht der Venezianischen Partei um das englisch-niederländische, liberale System gewonnen hätten.

Bemerkenswert sind die wirtschaftspolitischen Reformen im Sinne des Amerikanischen Systems in Deutschland, Russland, Japan und anderen Ländern als Reaktion auf die in der US-Jahrhundertausstellung in Philadelphia 1876 vorgestellten Erfolge und die von Europa und der finanzoligarchischen Fraktion in den USA empfundenen Bedrohung, dass Franklin Roosevelts Führung während der Kriegszeit 1939–45 und Roosevelts Entwurf des Bretton-Woods-Systems 1944 eine Ausweitung und Konsolidierung des Amerikanischen Systems politischer Ökonomie durch die politische Unterstützung der Vereinigten Staaten für die Befreiung der Kolonien der Welt und ihre Entwicklung zu souveränen Nationalstaaten bedeuten würde.

In dieser Hinsicht wurde unter Komplizenschaft von Präsident Harry Truman der Tod von Präsident Franklin Roosevelt dazu benutzt, die Dämonen der atomaren und prokolonialistischen Kriegsführung auf eine Art los zu lassen, um damit die Grundlage für den späteren Umsturz von Roosevelts wirtschaftspolitischem Erbe zu schaffen – ein Umsturz, wie er dann von 1971–82, also unter der Ägide der amerikanischen Nationalen Sicherheitsberater Henry Kissinger und Zbigniew Brzeziński, in den wesentlichen Punkten auch geschah. Als integraler Bestandteil dieses Vorstoßes zur Ausmerzung von Franklin Roosevelts Erbe wurden wichtige Elemente des Nazi-Systems mit Hilfe amerikanischer Kreise um den berüchtigten Allen Dulles in das spätere NATO-System der Nachkriegszeit und verwandte Bereiche eingebunden. Das gegenwärtige Regime von Präsident George W. Bush ist die heutige Geschmackssorte dieser abstoßenden jahrzehntelangen Bemühung.

Heute hat die antiamerikanische Politik der Venezianischen Partei seit 1945 einen Krisenpunkt erreicht, an dem ein sogenanntes „nachwestfälisches“ System der Weltregierung (d. h. „Globalisierung“) die letzten Überreste nicht nur des Amerikanischen Systems selbst vertilgen soll, sondern auch die Errichtung und Festigung eines Systems imperialer Weltregierung – praktisch eine Herrschaft der Venezianischen Partei – erreichen soll. Durch Maßnahmen wie die der Europäischen Kommission heute soll jede der auf die großartige Renaissance des 15. Jahrhunderts zurückgehenden Reformen rückgängig gemacht werden. Für einen US-Patrioten ist deshalb die Existenz eines solchen Systems innerhalb unserer Landesgrenzen gleichbedeutend mit Verrat. Sollte ein solches Unterfangen Erfolg haben, würde der ganze Planet mit Sicherheit sehr bald in ein langes finsteres Zeitalter der ganzen Menschheit stürzen, aus dem unausweichlich nur wenige gegenwärtig existierende Nationen und Völker in erkennbarer Form herauskommen würden.

Auf diese Weise ist das gegenwärtige monetär-finanzielle System im Prinzip sowohl ein nachfeudaler Anachronismus als auch, falls es weiterbesteht, eine nicht hinnehmbare Gefahr für die gesamte Zivilisation. Dennoch ist diese hässliche Unvereinbarkeit, dieser hinterhältige Anachronismus, dieser gewissermaßen legendäre, blutsaugende Dracula aus einer schwarzen, häßlichen Ruine der Vergangenheit, diese der Venezianischen Partei entsprechende Bauart des monetär-finanziellen Systems die Verkörperung der vorherrschenden Weltanschauung der meisten heutigen Regierungen und entsprechenden internationalen Institutionen. Dies ist der Parasit, eine Krankheit, welche unsere Volkswirtschaften beherrscht und Kultur und Leben unserer Nation von innen heraus parasitenähnlich bestimmt.

Dennoch erweisen unsere Ökonomen und Buchhalter diesem heidnischen Monster, das heute Jagd auf Nationen und Völker macht, regelmäßig ihre Ehrerbietung. Diese Kleriker der Tradition der Venezianischen Partei wollen im ergebenen Dienste dieses Molochs des zeitgenössischen Monetarismus’ die Wirtschaft erklären und die Politik unserer Republik gestalten.

Nochmals zu betonen ist außerdem, dass die heutige Existenz dieses monetär-finanziellen Systems nicht nur ein Menschenblut saugender Anachronismus ist. Inzwischen ist es ein untrennbarer Bestandteil unserer Regierungs- und Wirtschaftssysteme in solch einem Maße, dass das Opfer nicht mehr weiterleben kann, ohne sich von diesem Parasiten befreit zu haben.

Und dennoch erklärt die gegenwärtige törichte Mehrheit unserer Ökonomen und Buchhalter weiterhin, wie US- und Weltwirtschaft den Sonderinteressen eines fremdartigen Relikts des Feudalismus gemäß funktionieren oder funktionieren sollten, das in einer erfolgreichen modernen Volkswirtschaft keine hinzunehmende Funktion hat.

Das heißt, dass wir jene törichte Lehre, die sogenannte Theorie, die in den meisten Hochschulen und anderen entsprechenden Stellen heute als Wirtschaftswissenschaft gelehrt wird, aufgeben müssen. Wir müssen unsere politische Führung von diesem fremden, monetaristischen Buhlteufel befreien, der ihnen das Gehirn wegfrisst. Noch wichtiger, wir müssen uns selbst davon freimachen, sodass eine gesunde Wirtschaftsform oder Wirtschaftspolitik geschaffen werden kann, mithilfe von Auslöschung jedweden Denkkontrollsystems, das eine Wirtschaft in Begriffen der freien Geldzirkulation durch sogenannte „unabhängige Zentralbanksysteme“ oder ähnliches zu erklären sucht.

Der Weg zu Regulierung, Kredit und Kapital

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit nun unmittelbar auf die Fragen der Gestaltung der Wirtschaftspolitik bezüglich allgemeiner wirtschaftlicher Regulierung, Kredit und Kapital in und zwischen Nationen richten. Diese Dinge sind für den Dialog der Kulturen keineswegs nur am Rande von Bedeutung. Sie sind für den größten Teil der Weltbevölkerung heute Überlebensfragen.

Halten wir die Erörterung so einfach wie möglich: das Prinzip wirtschaftlicher Regulierung durch Regierungen stellt sich folgendermaßen dar.

Beginnen wir mit der Regulierung von Preisen. In der vorläufigen Aussage zu dem Thema beziehe ich mich jetzt auf die relativen Geldpreise; Dennoch beruht die anfängliche Erörterung nicht auf dem tatsächlichen Geldpreis, sondern betrachtet diese Probleme von dem Standpunkt eines physischen Preises.

Nachdem wir letztlich sinnvolle Vorgaben für vorübergehend notwendige, kurz- bis mittelfristige Anpassungen gemacht haben, darf der Preis des benötigten physischen Kapitals zur Herstellung von Gütern in einer bestimmten Menge und Güte nicht unter ein Niveau fallen, das in physischen Begriffen notwendig ist, um sowohl die fortlaufende Produktion aufrecht zu erhalten als auch Erhalt, Ersatz und fortführende Entwicklung des notwendigen physischen Kapitals für den Erhalt und die Verbesserung dieser Menge und Qualität an Gütern über langfristige Kapitalzyklen hinweg.

Dieses Niveau beinhaltet auch die Kosten dafür, die Haushalte der aktiven und potenziellen Arbeiter auf einem kulturellen Standard des Realeinkommens zu halten, das nicht nur der Arbeit entspricht, die sie verrichten sollen, sondern auch dem ständig steigenden, allgemeinen kulturellen Niveau, das man für die Bevölkerung als ganze braucht. Der Preis der Güter selbst muss auch die Kosten der Produktion des Unterhalts der Unternehmensbelegschaft und der wesentlichen Führungskräfte beinhalten, sowie eine angemessene Unterstützung der Regierung und der grundlegenden Wirtschaftsinfrastruktur, von der die ausführenden Unternehmen abhängen.

Diese und verwandte Erwägungen ergeben den Basiswert zur Berechnung eines so genannten fairen Preises. Daher folgt offensichtlich, zumindest im Grundsatz: Falls der Preis nicht fair ist, ist er falsch. Langfristig muss dies das beabsichtigte und realisierte Ergebnis sein.

Es ist allerdings keine einfache Angelegenheit, eine Qualität und Quantität kurz- bis mittelfristiger Arbeitsausführung zu erreichen, die sich mit der Realisierung dieser beabsichtigten Resultate deckt. In diesem Zusammenhang gibt es Erwägungen, welche die Welt und ihre Nationen einzeln berücksichtigen müssen – Erwägungen, die andere vielleicht schon zuvor am Rande berührt haben, die jetzt aber von entscheidender Bedeutung sind und die man, wie ich es hier tue, auf ganz neue Art und Weise angehen muss, nämlich angesichts der praktischen Bedeutung von Wernadskijs Begriff der Noosphäre für die heutige Politik.

Langfristig ist jede erzwungene Senkung der nationalen Güterpreise unter das Maß des fairen Preises ebenso irrsinnig wie unmoralisch. Aber – und das ist ein ziemlich großes „Aber“ – es gibt einige qualifizierte Arten zulässiger kurz- bis mittelfristiger Ausnahmen von dieser Regel, sogar notwendige Ausnahmen innerhalb eines kürzeren Zeitraums. Als Hilfe zur Erklärung dieses Punktes beginne ich mit einigen teilweise sonderbaren Streiflichtern, die die Geschichte dieses Problem in der Politik veranschaulichen. Nachdem wir kurz auf diese pädagogisch nützliche Weise etwaige Vorurteile des Lesers über dieses Thema gereizt haben, werde ich, um die Diskussion in diesem speziellen Themengebiet aufzulockern, unsere Aufmerksamkeit auf den Kern der Sache lenken, den ich gerade allgemein beschrieben habe. Wie ich hier zusammenfassend darstellen werde, sind die Dinge nicht ganz so einfach, wie es selbst den meisten der sogenannten Experten verständlich beigebracht wurde: Ganz und gar nicht.

Manchmal sind Länder aus ihrer eigenen freien, politischen Entscheidung heraus praktisch gezwungen worden, die zu zahlenden Preise für ihre Güter und Löhne unter das Niveau des fairen Preises zu senken, wie das seit etwa einem Vierteljahrhundert China systematisch tut.

Diese Politik Chinas und einiger anderer Entwicklungsländer ist das, was ein früher berühmter sowjetischer Ökonom der 1920er und frühen 1930er Jahre, Preobraschenski, sozialistische ursprüngliche Akkumulation nannte. In seinen Schriften bedeutete das die sowjetische industrielle Entwicklung in den 1920er Jahren und vielleicht noch etwas später aufzubauen, indem ein Teil des physischen Kapitals, das zu aktuellen Weltmarktpreisen in der Landwirtschaft geschaffen werden konnte, in den Industriesektor transferiert wurde. Ermöglicht wurde das durch solche Kunstgriffe wie den Ansatz von relativen landwirtschaftlichen Preisen, die für den Eigenbedarf bezahlt wurden, unter dem Niveau dessen, was man zu diesem Zeitpunkt als berechenbares, relativ faires Preisniveau für Nettozahlungen an die Landwirtschaft hätte ausrechnen können. China benutzt heute Billigarbeit, um Güter für den Verkauf auf dem Weltmarkt herzustellen, und damit fortgeschrittene Technik zu akkumulieren zur Investition als physisches Kapital in das China der nächsten Generation .

Linke Opposition
Jewgeni Alexejewitsch Preobraschenski (1886–1937) rechtsaußen auf dem Gruppenfoto mit Leo Trotzki (mittig)

Den Begriff ursprüngliche Akkumulation, wie Preobraschenski ihn benutzte, wurde in ähnlichem Sinne auch von der vernünftigsten und begabtesten sozialistischen Ökonomin des frühen 20. Jahrhunderts, Rosa Luxemburg, benutzt.((Rosa Luxemburgs verwandte Ansichten zur wirtschaftlichen Natur des Imperialismus sind für historische Studien politischer Entscheidungsträger heute immer noch von aktueller Bedeutung. Sie war die einzige führende Persönlichkeit der sozialistischen Bewegung, die die Torheit der stümperhaften Versuche Lenins und der Sozialdemokratie, den „Imperialismus“ zu erklären, verstand. Letztere gingen von der falschen Annahme aus, dass dieser sich aus der Ausweitung des Industriekapitals entwickelt habe, während Luxemburg (wie später auch der Experte des US-Außenministeriums Herbert Feis) aufzeigte, dass die Wurzeln der modernen Wirtschaftsform des Imperialismus im Bereich internationaler Finanzdarlehen zu suchen seien, wie dies durch die Machenschaften des IWF und der Weltbank seit 1971–72 erneut unter Beweis gestellt wurde. Solche Fragen des Imperialismus und der internationalen Finanzoligarchie, so wie sie die entscheidenden Fragen behandelt, auf die ich gerade Bezug nahm, bilden entscheidende Aspekte der historischen Diskussion zur Bestimmung eines Prinzips der Gerechtigkeit für eine heutige eurasische Politik.)) Preobraschenski sprach von sozialistischer ursprünglicher Akkumulation, um das Motiv für eine solche sowjetische Politik von der primitiven Akkumulation in der Praxis imperialer Finanziers, von der Luxemburg berichtete, zu unterscheiden. Ansonsten war das von ihm behandelte Problem weder ein spezifisch sowjetisches, noch ausschließlich als eines der Volkswirtschaften von Ländern mit sozialistischer Verfassung vor 1989 klassifiziert worden. Es ist eine alltägliche Herausforderung, oft sogar eine Gefahr, mit der Volkswirtschaften von Entwicklungsländern – auch schon vor den radikalen Veränderungen im Weltwährungssystem von 1971 bis 1972 – konfrontiert sind.((Die anglo-amerikanischen Interessen (hauptsächlich), wie solche aus dem Umfeld von Broadway 120 (Manhattan), wo George Shultz‘ Vater tätig war, hatten versucht, ihren Einfluss auf die Weltvermarktung u. a. von Produkten bestimmter russischer Bauern (der Kulaken) gewinnbringend zu nutzen, um die junge Sowjetrepublik zu ruinieren. Preobraschenski schlug vor, diese ausländische Operation und ihre Binneneffekte durch Maßnahmen zu vereiteln, mit denen ein deutlicher Anteil des landwirtschaftlichen Einkommens in die industrielle Entwicklung geleitet werden sollte. Die erzwungene Abwertung der indischen Rupie Ende der 1960er Jahre ist nur eine weitere gewichtige Veranschaulichung der ähnlichen Methoden, durch die sich Entwicklungsländer in der anglo-amerikanischen Welt nach Roosevelt gezwungen sahen, meist erfolglos und meist widerwillig, aber notgedrungen sich zu verteidigen.))

Preobraschenski hielt es für notwendig, dass die junge Sowjetrepublik die Verwendung einer Politik akzeptiert, die die ursprüngliche Akkumulation – als Mittel gegen den Verlust eines ansonsten anzunehmenden fairen Preisniveaus – in ihren Im- und Exportaktivitäten und in der Innenpolitik einsetzte. Er sah darin einen vorübergehenden Verlust im Interesse des Aufbaus der sowjetischen Wirtschaft zu relativer Gleichstellung mit anderen europäischen Nationen in Bezug auf reale Produktivität. Die damaligen parteiinternen Angriffe Preobraschenskis, des Gründers der sowjetischen Linken Opposition, auf die Politik des Sowjetfunktionärs Bucharin((Entgegen einer verbreiteten Annahme war L. D. Trotzki nicht der Gründer der sowjetischen Linken Opposition; das war vor allem Preobraschenski. Trotzki schloss sich ihr etwas überraschend im Zusammenhang mit einem damals hochgelobten Vortrag über die sogenannte „Scherenkrise“ an und benutzte sein Ansehen als Kriegskommissar der Roten Armee, um die Linke Opposition als sein persönliches politisches Gefolge zu vereinnahmen. Im Herzen immer Allianzen mit anarchosyndikalistischen Strömungen zugewandt, war Trotzki ein brillant einsichtsvoller Publizist und Agitator, aber kein kompetenter Ökonom; das war Preobraschenski.)) trafen den Kern jener Definition der ursprünglichen Akkumulation in einer Weise, die heute die strategische Bedeutung von sowohl Chinas Währungspolitik als auch seinem Verhalten zu ausländischen Investoren erklären hilft. Die törichte Regierung G. W. Bushs dagegen ist offenbar unfähig, die Bedeutung dieser Politik Chinas zu begreifen – wenn nicht noch ein schlimmeres Motiv dahintersteckt.

Preobraschenskis Vorschläge und Handlungen in dieser Hinsicht waren, wie ich schon sagte, ein Nachhall von Rosa Luxemburgs Erkenntnissen, die unter den führenden Sozialisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die vielleicht einzige in Ökonomie kompetente Person war. Insbesondere lehnte sie im Gegensatz zu allen ihren führenden Rivalen – W. I. Lenin ausdrücklich eingeschlossen – die verbreitete (eigentlich) kindische Behauptung ab, der Aufstieg des „Imperialismus“ sei die zwangsmäßige Folge der Entwicklung des Industriekapitals, die man als natürlichen Auswuchs der Karl Marx zugeschriebenen „Gesetze des Kapitalismus“ hätte vorhersehen müssen. Luxemburg dagegen, die nicht unter ideologisch bedingten geistigen Hemmungen gegenüber Marx’ entsprechenden Lehren litt, untersuchte die politische Geschichte der Angelegenheit und erkannte, dass der Imperialismus jener Zeit ein Spiegelbild der (tatsächlich venezianischen) Rolle internationaler Finanzdarlehen war.

Die Arbeit des Fachmanns Herbert Feis vom US-Außenministerium dokumentierte später dieselbe Schlussfolgerung wie sie Luxemburg vorgebracht hatte. Es ist eine Schlussfolgerung, auf die man heute auch bei einer Untersuchung der außenpolitischen Rolle des Amerikaners George Shultz seit der bewussten Zerstörung des Bretton-Woods-Systems 1971–72 käme sowie der traditionellen, heute noch andauernden Rolle des Vereinigten Königreichs als einer führenden imperialistischen Macht der Welt – wofür die Verbindungen seiner Bank of Scotland beispielhaft sind.((Der beherrschende Ausdruck des Bösen in der heutigen Weltgesellschaft, der deutlichste Ausdruck des Prinzips der Tragödie, ist die gänzliche Leugnung oder Vermeidung der Tatsache, dass es einen grundlegenden Unterschied zwischen der menschlichen Gattung und allen anderen Lebensformen gibt. Das Ergebnis einer solchen Vermeidung wird durch die Kombination vollständiger Dummheit und wissenschaftlicher Absurdität von Friedrich Engels’ Behauptung veranschaulicht, der Unterschied zwischen Mensch und Menschenaffe liege in der Funktion des gegenüberstellbaren Daumens. Engels’ antiwissenschaftliches Geschwafel war aus jenem Grund ein Zugeständnis an die antihumanistischen Lehren von Thomas Huxley, dessen Meisterschüler H. G. Wells war. Die absurde, sozialdemokratische Lehre der von Kautsky, Plechanow u. a. vertretenen „historischen Objektivität“ ist ein natürlicher Auswuchs der ausdrücklich antiwissenschaftlichen Sichtweise der britischen Empiristen generell und Britanniens Engels insbesondere. Es war der britisch-empiristische Einfluss auf die mit Marx u. a. in Verbindung zu bringende Version des Materialismus gewesen, die wir in dem Kontrast zwischen Rosa Luxemburg und allen anderen wichtigen, nahezu unfähigen marxistischen Ökonomen und dergleichen jener Zeit widergespiegelt sehen.))

Es ist unmöglich, etwas Wichtiges über die ökonomischen Aspekte des Verhältnisses zwischen Europa und der früheren (und praktisch auch heutigen) Kolonialwelt in wirtschaftlicher Hinsicht zu begreifen, ohne über Auseinandersetzungen und auch Kriege zu stolpern, bei denen eben diese Frage der ursprünglichen Akkumulation im Mittelpunkt steht.

Man betrachte diese Angelegenheit der ursprünglichen Akkumulation aus der Sicht meines Werkes, und zwar so, wie meine eigenen seit langem entwickelten Ansichten in letzter Zeit durch die verstärkte Hervorhebung von Wernadskijs Definition der Noosphäre beträchtlich erweitert und auf andere Weise verbessert wurden.((Mein Interesse an und meine Sympathie für Wernadskijs Arbeit, soweit ich sie damals kannte, besonders im Bereich der Definition des Lebens (im Gegensatz zu den Auffassungen Oparins u. a.), stammte aus den späten 1940er Jahren. Meine heutige Betonung der Implikationen seiner Arbeit für die physische Wirtschaft geht auf die nachsowjetische Zeit zurück, als die Rolle von Wernadskijs Werk für den Wiederaufbau der russischen Wirtschaft als Eckpfeiler der eurasischen Entwicklung für mich von offensichtlicher, praktischer Bedeutung für die heutige Welt wurde. Darin erhielt ich mit Beginn der 1990er Jahre weiteren Auftrieb durch meine Beziehung zu Pobisk Kusnezow und seiner Arbeit.)) Dies führt uns, wie mein Bezug zu China nahelegt, ziemlich direkt zur Frage der Gestaltung der Politik der Nationen hinsichtlich Finanzen und Regulierung – ein entscheidender Teil jeder fachkundigen Durchführung eines Dialogs der Kulturen. Ein Studium der Themengebiete, die durch Argumente wie die von Luxemburg und Preobraschenski über die ursprüngliche Akkumulation ins Blickfeld kommen, würde unsere Aufmerksamkeit, nützlicherweise noch heute, auf einen größeren Körper allgemeiner Prinzipien außergewöhnlicher Wichtigkeit für sowohl die vergangene als auch die aktuelle Gestaltung nationaler Politik im ganzen lenken. Auch um so den Herausforderungen für eine kooperierende Gemeinschaft souveräner Nationalstaaten zu begegnen, die von den neuerdings führenden Entwicklungen, die schon im Gange sind, aufgeworfen werden.((In vergleichenden Wirtschaftsstudien, die sich mit dem Einfluss von Karl Marx und verwandten Lehren auf die Praxis sogenannter „Staaten mit sozialistischen Verfassungen“ beschäftigen, liegt der Schlüssel zum Vergleich sogenannter kapitalistischer Wirtschaften mit sogenannten sozialistischen Wirtschaften im Verständnis der Behandlung von Profit, sowohl philosophisch als auch in der Praxis. Weder in den gängigen akademischen noch anderen Abhandlungen hierüber findet sich ein kompetentes Verständnis, wie Profit tatsächlich erzeugt und nicht nur aus dem Gesamterlös entnommen wird. Aus meiner Sicht der Wissenschaft der physikalischen Ökonomie tritt keine derartige Schwierigkeit auf. Siehe die Ausführungen weiter unten.))

Nähern wir uns dem nun in entsprechender Weise, indem wir das Thema sozusagen von oben nach unten durchgehen.

Es gibt kein angemessenes Studium der Ökonomie, das nicht als erstes das Hauptaugenmerk auf den Wesensunterschied zwischen Mensch und Tier lenkt, der sich an dem Anstieg der menschlichen Bevölkerung unseres Planeten von wenigen Millionen – der Stufe, die eine Menschenaffenart erreichen kann – bis auf mehrere Milliarden heute zeigt. Dieser Unterschied ist die Folge eines Faktors, der bei keiner dem Menschen unterlegenen Gattung vorhanden ist: jener Kraft zur Hypothesenbildung, die die Grundlage der Entwicklung der europäischen Zivilisation seit Thales, Solon von Athen und den Pythagoräern ist, so wie diese Kraft im wesentlichen mit der Sammlung der Platonischen Dialoge zur Beurteilung überliefert ist.

Der charakteristische, dementsprechende physische Gesichtspunkt der Existenz der menschlichen Gattung ist der Anstieg der Arbeitsproduktivkraft pro Kopf und Quadratkilometer; ein Anstieg, der tatsächlich stattfindet und nur stattfinden konnte durch die Früchte der Hypothesenbildung, wie sie von Platons sokratischen Dialogen zusammenfassend veranschaulicht wurde.

In einer normalen Unterhaltung über Wirtschaft dient gewöhnlicherweise die Gewinnspanne, die sich auf verbesserte Technologie zurückführen lässt, als eine nützliche Annäherung an die wissenschaftliche Erklärung. Argumente dieser Art sind als einfache Erklärung oft in etwa richtig. Aber erst wenn wir bestimmte technologische Verbesserungen auf den Entwurf eines einzigartigen, grundsätzlich beweisbaren experimentellen Apparats zurückführen, so wie Riemann einzigartige Experimente dieser Bedeutsamkeit definiert, können wir den Ort einer technischen Verbesserung angemessen so lokalisieren, dass sich daraus die entsprechende Theorie erklären lässt.

Diese Entwicklung vollzieht sich im Kontext eines sich bereits selbst entwickelnden Universums. Aus der Sicht von Wernadskijs Schriften zur Noosphäre erscheint diese Entwicklung als Selbstentfaltung und voneinander abhängige Entwicklung der drei grundsätzlichen, aber in bedeutender Wechselwirkung zueinander stehenden Formen physischer Existenz, rückblickend zu erkennen, aus der Sicht der Methode der entscheidenden Experimente als die abiotischen, die biotischen und die noetischen Bereiche. Jeder dieser drei ist ein sich selbst entwickelnder Bereich, worauf Heraklits berühmter Ausspruch hinweist; aber ihre Entwicklung ist zugleich wechselseitig bedingt. Die menschliche Gattung ist nicht unveränderlich (wie alle niederen Gattungen es jeweils als definierte Gattungen sind), sondern willentlich sich selbst entwickelnd, die durch die Wechselwirkung mit jedem und allen drei Bereichen lebt. Neueres Wissen beweist, dass – wie Heraklit betont und wie Leibniz die „beste aller möglichen Welten“ definiert – in diesem Universum nichts besteht außer einer Eigenschaft der Veränderung, die eine antientropische Eigenschaft ist.((Entropie genauso wie negative Entropie ist eine Wirkung, keine Ursache. Antientropie bedeutet ein Prinzip, das seine charakteristischen Wirkungen erzeugt. In ähnlicher Weise sind nichteuklidische Geometrien eine abgewandelte Form der euklidischen Geometrie, wohingegen die antieuklidische Geometrie von Gauß’ Lehrer Kästner und von Riemann die Wiederbelebung eines universellen physikalischen Prinzips darstellte, das sich direkt von dem klassischen Kräftebegriff ableitet, wie er in Verbindung mit dem physikalischen Grundprinzip der pythagoräischen Wissenschaft Platons steht, mit Keplers ursprünglichen Entdeckungen in der Astrophysik und der Methode von Leibniz’ Entdeckung einer wirklich unendlich kleinen, antireduktionistischen Infinitesimalrechnung in Übereinstimmung mit einem universellen physikalischen Prinzip der geringsten Wirkung. Die Riemannsche physikalische Geometrie ist ein noch reichlicher entwickelter Ausdruck der Folgerungen dieses Konzepts.))

Zur Veranschaulichung dieses Konzepts eines allgemeinen Entwicklungsprinzips nehme man die folgenden Beispiele.

Nach dem besten, uns überlieferten Wissen ist das allgemeine Bild, dass unsere Sonne ihre Existenz als ein sich schnell drehendes einzelnes Gebilde begann, das, im Einklang mit Keplers Darstellung, einen Teil seines Stoffes auf eine Scheibe um sich herum abwarf, eine Scheibe, die wahrscheinlich ein polarisiertes Plasma bildete, in welch letzterem durch die Einwirkung der Sonnenstrahlung die höheren Bestandteile des Grundstocks des Sonnensystems aus dem Mendelejewschen Periodensystem erzeugt wurden. Dieses Material aus diesem Teil der Scheibe wurde dann „fraktionell destilliert“, um die vorbestimmten, in wohlgeordneten Verhältnissen zueinander stehenden Umlaufbahnen, die Kepler berechnet hat, zu besetzen. Wie Gauß darlegte, bestimmten die Eigenschaften der Umlaufbahnen, wie dieses umlaufende Material sich zumindest meistens zu Planeten und ihren Monden verdichtete. Darüber hinaus ist das ganze Universum auch ein sich selbst entwickelnder Bereich. Daher ist in diesem Universum Wissenschaft in erster Linie nicht eine Angelegenheit unveränderlicher Objekte, sondern gesetzmäßiger Abläufe von Veränderungen, die grundsätzlich höhere Eigenschaften erzeugen, die sich sogar als „revolutionäre“, neue physische Zustände im ganzen Universum ausdrücken.

Wie alt ist jenes Universum? Im Grunde wird das zu einer albernen Frage. Wie misst man das Alter eines charakteristischen Kepler-Riemannschen Vorgangs, außerhalb dessen es nichts gibt – eines Vorgangs, den Einstein treffend als endlich, aber unbegrenzt beschrieb? Mit welchem nur denkbaren Recht könnten wir somit eine völlig grundsätzliche Reaktionsrate oder einen konstanten Zeitablauf mit einem Maßstab messen, wie einem a-priori-Maßstab, der sich außerhalb des in sich geschlossenen Entwicklungsvorgangs in diesem Universum befindet? Entgegen den Gnostikern lebt der Schöpfer innerhalb einer ewigen Gleichzeitigkeit dessen, was ich hier als ein durch die Funktion lebender Wörter ausgedrücktes System von Verhältnissen definiert habe. Jenes letztere ist das einzige Universum, welches uns experimentell bekannt sein kann, wie Philos Beweisführung gegen Aristoteles – und unausgesprochen auch gegen Claudius Ptolemäus – nahelegt. Daher sollte der Dialog auf die Wirklichkeit beschränkt bleiben, die Zustandsveränderungen innerhalb eines sich qualitativ selbst entwickelnden Universums, die die selbstgesteckten Grenzen des wissenschaftlichen Anliegens sein sollten. Wichtig zu betonen ist, dass selbst das scheinbar abiotische Universum, welches der lebende Schöpfer selbst wirksam bewohnt, bereits ein aktiv sich selbst entwickelndes Universum ist, das grundsätzlich geordnete, qualitative Veränderungen des ontologischen Zustands durchläuft.

Wir sehen also mit dem weiter entstehenden Bild, dass unser Planet innerhalb eines entstehenden Sonnensystems interne Zustandsphasenwechsel durchlaufen hat. Dieser Prozess hat etwas hinterlassen, das Wernadskijs Methode als Überreste (Fossilien) des in früheren Phasen Geschaffenen sieht. Zu diesen Überresten gehört u. a. all das, was wir als die für die Menschheit verfügbaren Mineralrohstoffe betrachten, von denen die heutige moderne Wirtschaft größtenteils abhängt.

Wendet man die Methoden, die Riemann mit dem einzigartigen Experiment in Verbindung bringt, auf das Werk von Louis Pasteur und dessen Nachfolgern, einschließlich Wernadskij, selbst an, so definieren diese Methoden die Existenz eines physikalisch-experimentellen Bereichs lebender Vorgänge und der Fossilien, die deren aktive Existenz produziert: die Biosphäre, ohne die menschliches Leben auf diesem Planeten nicht möglich gewesen wäre.

Dieselbe Methode einzigartiger Experimente definiert eine Klasse von Fossilien, die allein durch die synthetischen Kräfte der Hypothesenbildung im souveränen einzelnen Menschengeist entstehen. Diese Anhäufungen sind, in erster Vorahnung, die Fußspuren des Fortschritts der Noosphäre.

Diese drei so definierten Bereiche sind im Riemannschen Sinne vielfach miteinander verknüpft, aber auf solch eine Art und Weise, dass die Menschheit neben dem lebenden Schöpfer innerhalb dieses einzigen existierenden Universums steht. Es kann keinen vernünftigen Zweifel irgendeiner klardenkenden Person geben, die innerhalb dieses einzig uns bekannten existierenden Universums lebt, an der Weisheit der abschließenden Sätze über die Natur von Mann und Frau im ersten Kapitel der mosaischen Genesis. Was ich gerade über Mann und Frau gesagt habe, ist die Grundlage allen wahren menschlichen Wissens. Dieser Menschheitsbegriff, der Menschheit so definiert, ist die einzig vernünftige Auffassung der Bedeutung des Begriffs experimentell nachgewiesener universeller Naturprinzipien; das ist die Grundlage dessen, was den Namen Wissenschaft und Vernunft verdient.

Mit den jüngsten Entwicklungen auf unserem Planeten sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir uns nicht mehr auf den, wie man früher oft sagte, „Naturreichtum“ verlassen können. Wir können nicht länger davon ausgehen, dass die biotischen und abiotischen Vorgänge des Planeten, wie es sie vielleicht ohne Beitun des Menschen gäbe, noch ausreichen, um eine menschliche Bevölkerung zu erhalten, die sich sowohl ausdehnt als auch fortentwickelt. Wir haben schon den Punkt erreicht, an dem das bloße Eindämmen der Zunahme der menschlichen Bevölkerungszahl schon eine schlechtere Antwort auf diese heranrückende scheinbare Begrenzung wäre, als wenn alle Personen im geschlechtsreifen Alter Tag und Nacht alle wachen Stunden mit der Paarung zubrächten, um mehr Menschen zu zeugen. Nur die Entwicklung des Zustands und der Qualität des einzelnen Menschen kann uns dafür rüsten, uns der Herausforderung durch die scheinbaren Grenzen, die in unserem Verhältnis zum abiotischen Bereich und zur Biosphäre näher rücken, zu stellen. Wir müssen uns jetzt verpflichten, die Versorgung an abiotischen und Biosphärenrohstoffen zu entwickeln, auf das ein vergrößertes und verbessertes menschliches Leben angewiesen sein wird.

Diese gerade beschriebene Notwendigkeit spiegelt sich im volkswirtschaftlichen Bereich als ein zusätzlicher physischer Kostenfaktor wider, der unausgesprochen als wachsender Anteil an den sprichwörtlichen „Herstellungskosten des verkauften Produkts“ in jedem Teil dieses Planeten, also den ganzen Planeten durchgehend, beglichen werden muss.

Hier ist es, wo die Kombination des Versagens, eine ausgewogene Entwicklung ganzer Bevölkerungen wie etwa verschiedener asiatischer Nationen, zu erreichen, mit den zerstörerischen Auswirkungen des die letzten vierzig Jahre andauernden Amoklaufs des sogenannten kulturellen Wertewandels, der als nachindustrielle ökologische Gegenkultur bekannt ist, die Welt in einen sich beschleunigenden Zustand des Ruins einer nicht nur reinen Wirtschaftskrise des jetzigen Weltsystems, sondern auch einer hochgradig gefährlichen physischen Zusammenbruchskrise der menschlichen Bevölkerung gebracht hat. Wenn diese Tatsache nicht den Rahmen für die Durchführung eines Dialogs der Kulturen abgibt, wird uns der versuchte Dialog keinen Vorteil bringen, sondern eher eine apokalyptische Katastrophe für die Menschheit der kommenden Generationen bedeuten.

Das ist die erste Grundregel für den Umgang mit der Herausforderung der dringend notwendigen Regulierung von Geld, Kredit, Preisen, Einkommen und Kapitalbildung.