CO2-Handel, die neue Blase

London ist der Vorreiter dabei, den CO2-Handel zur nächsten Finanzblase zu machen. Der konservative Londoner Daily Telegraph berichtete am 14. März, Al Gores wirkliche Botschaft sei es, den „blühenden Markt des Emissionshandels“ anzupreisen. Der Wirtschaftsjournalist Tom Stevenson schreibt, Gore habe ein „Gespür für Trends“, und CO2-Handel sei jetzt „das heißeste Geschäft“. Gordon Brown, der Tony Blair als Premierminister nachfolgen soll, kündigte am 12. März in einer Rede vor der Umweltlobbygruppe Green Alliance an, dass er London zum Zentrum eines neuen „globalen CO2-Marktes“ machen will.

Unter Bezug auf den Panik-Bericht über die globale Erwärmung von Sir Nicolas Stern aus dem letzten Jahr sagte Brown, Großbritannien könne Initiativen zum Klimawandel in Gang setzen, indem es neue Märkte schaffe: „Wie Stern argumentierte, kann der Emissionshandel erhebliche Investitionsflüsse in Entwicklungsländer leiten. Mein Ehrgeiz ist es, auf Grundlage der EU-Emissionsrichtlinien einen globalen CO2-Markt mit Sitz in London zu schaffen. Vom heutigen Volumen von 9 Mrd. USD könnte der Emissionshandel auf 50 bis 100 Mrd. USD wachsen. Daher werden wir dies nun mit einer internationalen Konferenz in London vorantreiben, um zu diskutieren, wie wir existierende Vorgaben in verschiedenen Ländern zusammenführen und Handel mit den Entwicklungsländern ausweiten können, um dieses wachsende System in eine globale Kraft der Veränderung zu verwandeln.“ Er nannte Länder wie China, Brasilien, Südafrika, Indien, Mexiko als Zielscheibe dieses Vorstoßes für ein neues, „umweltfreundliches“ Empire.

Brown machte keinen Hehl aus seinen imperialistischen Vorbildern. Er zitierte Außenminister George Canning, der Anfang des 19. Jahrhunderts sagte, er habe die „neue Welt“ – d. h. das Empire – geschaffen, „um das Gleichgewicht der alten Welt wiederherzustellen“. Daran anknüpfend forderte Brown eine grüne „neue Ordnung“ globalisierter Abhängigkeiten. Das gesamte System internationaler Beziehungen nach 1945 müsse „dringend reformiert werden, für eine Welt von 200 Staaten und eine globale Wirtschaft, die jetzt auch eine Führung beim globalen Umweltschutz übernehmen muss“, sagte Brown. „Im nächsten Monat wird Großbritannien sich darum bemühen, den Klimawandel auf die Tagesordnung des UN-Sicherheitsrates zu setzen“, wobei „ein globales Europa, das enger zusammenarbeitet, das Kernstück dieser neuen globalen Institutionen bilden muss… Lassen Sie mich auch sagen, dass die Entscheidungen der letzten Woche die Führungsrolle Großbritanniens in Europa bezeugen.“

Einen Tag später stellte Umweltminister David Miliband den Entwurf eines „Klimawandelgesetzes“ vor, womit die britische Regierung die erste wäre, die rechtlich bindende drastische Emissionssenkung vorschriebe; angestrebt ist bis 2050 eine Senkung um 60 Prozent.

Die Londoner City begann den „CO2-Handel“ 2002 mit dem Prototypen eines Emissionshandelsfonds mit 215 Millionen GPB Einlagen, berichtete der Telegraph. Deshalb, wird der Chef der Abteilung für Umweltinvestitionen von Barclays Capital Louis Redshaw zitiert, „kam dieser Handel dort automatisch in Gang, nachdem die Europäische Emissionshandelsplattform (ETS) eingeführt worden war“. Die ETS umfasst über 60 Prozent des Volumens und 80 Prozent des Wertes des weltweit gehandelten CO2. Man schätzt, dass dieses Jahr 2,4 Mrd. Tonnen CO2 gehandelt werden können, 2006 waren es 1,6 Mrd. Tonnen, 2005 noch 799 Millionen Tonnen. Der Emissionshandel hatte 2006 eine Größenordnung von 20 Mrd. EUR.

Es habe zahlreiche Versuche gegeben, die CO2-Blase aufzupumpen, berichtet der Telegraph. Für die erste Phase des Emissionsrechtehandels, 2005–2007, hatten die meisten EU-Staaten überhöhte Angaben über ihre Emissionen gemacht. Dadurch entstand ein Überangebot an Emissionsrechten, und deren Preis stürzte auf weniger als ein Drittel seines Höchststandes vor einem Jahr ab. 2008 soll eine zweite, weit strengere Phase beginnen. Die zulässigen Mengen werden drastisch gesenkt, was offensichtlich dazu dienen soll, den Preis der Emissionsrechte zu steigern und so den Spekulanten enorme Gewinne zuzuschustern. Einige der größten Investmentbanken der Welt, wie Goldman Sachs und Morgan Stanley, steigen nun in diesen Markt ein.

Schon im vergangenen Jahr hatte Gordon Brown den Klimaguru Al Gore zu seinem Berater ernannt. „Ich bin stolz, Berater der britischen Regierung zu sein“, prahlte Gore am 12. März in einem Interview mit dem Fernsehsender U.TV. Am 14. März trat Gore in seiner Eigenschaft als „Sonderberater der Regierung zum Klimawandel“ und als Chef seines Investmentfonds Generation Management in Edinburgh vor der Nationalen Vereinigung der Rentenfonds (NAPF) auf. Er riet ihnen natürlich dazu, in die Blase des „Kohlenstoffgeschäfts“ zu investieren (womit sie die Renten der britischen Arbeitnehmer riskieren würden).

Während London sich zur „Heimat des Emissionsrechtehandels“ macht, will Gore diese Blase aber auch in den Vereinigten Staaten aufblasen. Das böte den Londoner Heuschrecken ein ganz neues Betätigungsfeld. In Edinburgh forderte Gore die Pensionsfondsmanager auf, die globale Erwärmung, die er „die größte Herausforderung der Menschheit“ nannte, in ihr Denken einzubeziehen. Man müsse überlegen, wie man sie in das „System“ der Spekulation integrieren kann.