Vorwort

Die Geschichte wird es an den Tag bringen: Die Landung eines Menschen auf dem Mond war die großartigste Tat der Menschheit im 20. Jahrhundert. Der alte Traum, neue Welten aufzusuchen und die Weiten des Raumes zu erkunden, konnte erst in diesem Jahrhundert verwirklicht werden. Dass der Traum Wirklichkeit wurde, ist der harten Arbeit einer kleinen Schar von Männern zu verdanken.

Sicherlich waren die großen Raumfahrtpioniere nicht alle Deutsche. Aber die Gruppe deutscher Wissenschaftler, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten kam, leistete einen herausragenden Beitrag. Sie verkörperten die Vorstellung von der Rolle des Menschen im Weltraum, wie sie sich aus der philosophischen Sicht eines Nikolaus von Kues, Gottfried Leibniz und Friedrich Schiller ergibt. Die Deutsche Klassik hat der Welt nicht nur herausragende Mathematiker und Naturwissenschaftler geschenkt, sondern auch Komponisten wie Bach, Mozart und Beethoven. In diesem Jahrhundert brachte das klassische Erbe einen Hermann Oberth, einen Wernher von Braun und einen Krafft Ehricke hervor.

Wir erzählen hier die Geschichte der deutschen Raumfahrtpioniere. Sie ist getragen von einer über fünf Jahrzehnte durchgehaltenen Überzeugung, dass es möglich sein müsste, den Menschen auf den Mond zu bringen und dann tiefer in den Weltraum vorzustoßen. Seit den ersten Hinterhofversuchen in den zwanziger Jahren bis zur Mondreise von Apollo 11 im Jahr 1969 behielten diese Pioniere ihr Ziel unbeirrt im Auge – trotz Weltwirtschaftskrise und des moralischen Zusammenbruchs nach dem Ersten Weltkrieg, trotz der Erniedrigung Deutschlands während der Herrschaft der Nationalsozialisten und nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg und während der fünfzehn Jahre im Dienste der US-amerikanischen Armee.

Dieses Buch ist nicht der erste Versuch, diese Geschichte zu erzählen. Es sind viele Bücher, Artikel, Filme und sogar Fernsehsendungen darüber erschienen. Trotzdem ist ein großer Teil dieser Geschichte vergessen worden. In den USA haben Horrorgeschichten und bewusste Verzerrungen ohne jeden Sinn für wissenschaftliche Wahrheit den Traum von der Raumfahrt verunziert. In Deutschland haben Pessimismus und innere Verzweiflung in der Jugend den Optimismus, der aus den Grundlagen der klassischen Kultur und Wissenschaft erwächst, erstickt und erneut die Bereitschaft zu unsozialem Handeln und Gewalttätigkeit wachgerufen.

Die herausragenden Leistungen der deutschen Raumfahrtpioniere wurden nicht nur aus der vergangenen und jetzigen Geschichte des Raumfahrtprogramms langsam, aber stetig ausgeblendet. Ihnen selbst sollte ihre Würde geraubt werden, indem man die Motive ihrer gesamten Lebensarbeit in Frage stellte oder gar in den Dreck zog. Wie kurzatmig und verlogen die heutige Gesellschaft und ihre Institutionen auch sein mögen, was diese deutschen Pioniere geleistet haben, ist eine historische Tatsache. Durch ihre Weitsicht haben sie Entwürfe und Zeichnungen hinterlassen, von denen die Raumfahrtunternehmungen der Menschheit bis weit ins 21. Jahrhundert zehren werden. Letztlich wird die Geschichte der deutschen Raumfahrtpioniere lebendig bleiben, wenn Nationen die Menschheit dorthin führen, wohin sie zu recht auf dem Weg ist – zu den Sternen.

Dass das Buch zustandekam, danke ich der großzügigen Hilfe, die mir viele Menschen in Form von Dokumenten und Unterlagen, von Ermutigung und kritischen Anmerkungen zukommen ließen. Herausheben möchte ich die Unterstützung von Robert Allen, Mitchell R. Sharpe, Dr. Walter Häussermann, General John Medaris, Dr. Harry Ruppe, Dr. Erna Roth-Oberth, Karl Heinz Rohrwild vom Hermann-Oberth-Museum in Feucht, Konrad Dannenberg, Dieter Huzel, Herrn und Frau Rudolph, Dr. Gerhard Reisig, Michael Wright vom Marshall-Raumfahrtzentrum, Nancy Stillson vom technischen Informationszentrum Redstone sowie den Mitarbeitern des Raumfahrt- und Raketenzentrums in Huntsville, des Büros für Geschichte im NASA-Hauptquartier und des Archivs des Nationalen Luft- und Raumfahrtmuseums in Washington, D.C.

Mein langjähriger Freund und Kollege Geoffrey Steinherz vom Dr. Böttiger Verlag in Wiesbaden gab mir Ideen, Begeisterung und Ermutigung zu diesem Buch.

Alle diese Personen haben dazu beigetragen, dass das Buch besser wurde, als es ohne ihre Hilfe ausgefallen wäre. Eine Person aber hat es erst ermöglicht – mein Mann William Cuthbert Jones. Es war seine Idee, aus der Serie von Artikeln, die ich seit 1985 aufgrund meiner persönlichen Bekanntschaft mit vielen Raumfahrtpionieren geschrieben hatte, ein Buch werden zu lassen. Er übersetzte für mich deutsche Originalquellen ins Englische und steuerte seine Kenntnisse der europäischen Geschichte bei, nahm an Interviews in Deutschland und in Huntsville teil und half mir dabei, einige der schwierigeren Ideen und Passagen des Buches niederzuschreiben. Aber für das Buch am wichtigsten war wohl seine gelebte Idee, dass die Geschichte die Gegenwart hervorbringt und dass die Geschichte, die wir heute schreiben, uns hilft, die Zukunft bewusster zu gestalten.

Marsha Freeman

19. Oktober 1993

Leesburg, Virginia

Widmung

Dieses Buch widme ich meinem Vater Joseph Osofsky. Seine Liebe zur Wissenschaft und seine Beiträge zur Raumfahrt haben mich immer angeregt.