Nein zur planetaren Gleichschaltung!

Das Plakat von „McPlanet.com 2007“ zeigt eine zertrampelte Erde, in der Mitte von einem dreckigen Autoreifen zerfurcht. Es war symbolhaft für die Botschaft der Veranstaltung: Der Mensch ist der Feind der Erde. Das Hauptgebäude der Technischen Universität protzte vor Broschüren und Flyern über die „Klimakastrophe“, und hier und da bekam man Fetzen hysterischer Gespräche mit, wenn jemand gerade ein BüSo-Flugblatt erhalten hatte und sich über die „Allgegenwart der BüSo“ ärgerte!

Eigentlich waren wir nur zu zehnt, doch wir hatten es geschafft, fast jeden Besucher der Veranstaltung mit unserer Botschaft – „die globale Erderwärmung ist ein Riesen-Schwindel“ – zu beglücken. Die meisten waren echt entrüstet! „Wie kann man nur leugnen, dass wir mit unserer Industrie die Erde völlig kaputtmachen?“ „Wie? Ihr glaubt nicht an Klimaveränderung?“ Viele reflektierten noch nicht mal darüber, was sie sagten, sondern wollten lediglich ihre Überzeugung bestätigt sehen. „Na, und?“ entsprach der Haltung vieler, wenn sie mit Tatsachen konfrontiert wurden, wie zum Beispiel dass 17.200 Naturwissenschaftler mit dieser CO2-Theorie nicht übereinstimmen, und vielmehr die Sonne für die eigentliche Quelle der Erwärmung halten – und zwar nicht nur für die Erde, sondern auch Mars und Venus.

Wir bekamen also schnell mit, dass wir es mit Wesen zu tun hatten, die einer neuen Religion anhingen, und so beschlossen wir, wie Boccaccio in einer der dekadentesten Periode der italienischen Geschichte, den Leuten mit beißender Ironie einen Spiegel vorzuhalten und uns über das Irrationale lustig zu machen!

Die fast 2000 überwiegend jungen Menschen wurden vor dem Eingang nicht nur mit einem Infotisch von der BüSo willkommen geheißen, sondern auch von einem Verkäufer, dessen Waren besondere Aufmerksamkeit erregten. „Gesäßstöpsel! Nur drei Euro pro Stück!“ Vor seinem Bauchladen hing ein Schild: „Flatulenzkontrolle: Reduzieren Sie Ihren CO2-Ausstoß! Die neusten Technologien hier!“

Zuerst haben fast alle ihn ernstgenommen, und eine Gruppe von Mädchen war neugierig zu wissen, wie so etwas genau funktionierte. (Ein Bild von Xavier Naidoo, mit dem Zitat: „Um unsere Erde wirklich schätzen zu können, muss man einen Teil ihres Schmerzes teilen. Eine ganz neue Erfahrung“, hatte wahrscheinlich sehr viel mit diesem Interesse zu tun.)

„Hallo, meine Damen, sind Sie CO2-verantwortlich?“

[Verwirrung, dann verlegenes Lächeln]

„Wie funktioniert es denn?“

„Ja, ganz einfach! Hier, sie können fühlen, wie weich sie sind.“

[Leichtes Zögern, aber die Neugierde überwältigt die Verlegenheit]

„Ooooh, guck mal, wie formbar sie sind!“

[Sie platzen fast vor Lachen]

„Sie können auch eine Familienpackung bekommen, denn auch Al Gore braucht sie etwas größer…“

[Lachend ziehen sie weiter, etwas erleichtert, dass es eben noch nicht so weit gekommen ist, Gesäßstöpsel gesetzlich einzuführen.]

Noch nicht! Denn um 20.30 Uhr sollte eine Diskussion anfangen, wo es um das Thema: „Revolution“ ging.

Der Audimax war überfüllt: Studenten saßen auf dem Boden, in den Gehwegen, Leute standen im Eingang dicht aneinandergepackt und blickten erwartungsvoll auf das Podium. Dort sah man sechs lederne Armsessel, fünf von Vertretern den „Priesterkaste“ besetzt – Sven Giegold von Attac, Grünen-Chef Bütikofer, die ehemalige Chefin des WWF-Klimawandelprogramms Jennifer Morgan, der „glückliche Arbeitslose“ Guillaume Paoli und nicht zuletzt die Moderatorin von der taz. Ein Sessel blieb frei für die Diskussionsrunde mit dem Publikum.

Über die Diskussion ist nicht viel zu sagen. Denn alle waren sich eh einig: C02 ist der Klimakiller. Und es ging eigentlich nur darum, wer kann die Katastrophe am extremsten darstellen. Der Attac-Mensch hätte wohl den Pokal gewonnen. Er pries die Stern-Studie als passablen Einfall, eine gerechte Weltwirtschaftsordnung herbeizuführen – die gleiche Studie, die von der G-77 (der Vereinigung der Entwicklungsländer) und der Blockfreien Bewegung, als rassistisch und als „Akt der Aggression gegen die Afrikanischen Völker“ bezeichnet wurde, da sie Industrialisierung der dritten Welt als Katastrophe für den Planeten anprangert.

Aber den Vogel schoss dann wohl doch Frau Morgan ab, die zur Sabotage aller Kohlkraftwerke in Deutschland und zu gleichen Aktionen aufrief, wie damals in den 80er Jahren gegen KKWs. Sie hätte gleich eine terroristischen Aufstand fordern können, denn viel anders ist es damals nicht ausgegangen.

Die Reaktion im Raume war auch enorm – die Studenten schrien ihren Beifall heraus, und wenn es so weiter gegangen wäre, hätten einige Mäuler angefangen zu schäumen.

„Entschuldigung! Ich habe im Fernsehen auf CNN gesehen, dass die Globale Erwärmung eine Lüge ist.“

Stille. Die Diskussion wurde unterbrochen, und alle schauten auf eine junge braunhaarige Frau, die mutig diese Gehirnwäsche durchbrach.

„Ungläubiger! Sünder! Hör doch auf – Gerechtigkeit für Afrika!“ schrie eine andere junge Afrikanerin – die Leute jubelten!

Die Moderatorin konnte erst Ruhe wiederherstellen durch eine demokratische Abstimmung, ob die erste junge Dame zum Podium hinauf kommen könnte, was natürlich abgelehnt wurde. Aber wenigstens war vorerst der Zauber des Wahns durchbrochen.

In der Diskussionsrunde kam die Afrikanerin zuerst dran, die vom Publikum feierlich ermutigt wurde, nach vorne zu gehen. Als sie durch die Menschenmengen zur Bühne schlengelte, ahnte keiner, dass sie eigentlich mit der anderen jungen Frau der BüSo zusammenarbeitete.

„Also, eigentlich tanzen Sie um das Thema herum, und wollen nicht sagen, womit wir es eigentlich zu tun haben“, begann sie, und alle nickten verständnisvoll. „Ich denke, wie im Stern-Report gesagt wird, und vom Gründer der WWF, Prinz Philip, schon seit langem propagiert wurde – dass, das wirkliche Problem Überbevölkerung ist.“ Die „Vordenker“ auf dem Panel blicken verwirrt. „Ja, Ich denke wirklich, man muss die Weltbevölkerung senken, denn wie Prinz Philip meinte, wenn er die Chance bekäme, wiedergeboren zu werden, käme er am liebten als tödlicher Virus, um in jeder Generation zu wüten, damit die Erde nicht zu voll wird. Denken Sie das nicht auch?“

Nervöse Antworten von Bütikofer, der vom schwedischen Modell schwärmte, was die Demographie anging, und von Paoli zeigten den Grad der Verwirrung, den sie erreicht hatten. Aber dann kam gleich die nächste Frage von einem jungen Mann, der sich als Philosophiestudent an der HU vorstellte:

„Ich denke, was heute angesprochen wurde, ist nicht revolutionär genug!“ [lauter Applaus, Pfeifen und Jubeln] „Nietzsche hat schon von globaler Erwärmung gesprochen, und ich denke, dass wir Sterilisierung und Euthanasie brauchen!“[Buh! Buh!] „Wie? Wisst ihr nicht, dass die Erde nur noch 15 Jahre hat? Wir müssen den Planeten retten! Wir haben zu viele Menschen!“

Das Publikum fing an zu toben, Klatschen und Buh-Rufe vermischten sich zu einem krachenden Lärm! „Das war mutig, was du gesagt hast!“ flüstert ein Mädchen von Attac diesem BüSo-Mitglied ins Ohr. „Nur, bei solchen Treffen kann man sowas so nicht sagen.“ „Nein, wir müssen 5 Milliarden Menschen ausrotten!“ Sie seufzt. „Deine Meinung teile ich nicht ganz.“

Nach diesen zwei Interventionen waren die nächsten Beiträge der BüSo auf die eigentliche Lösung einer gerechten Weltwirtschaftsordnung à la Roosevelt gerichtet.

„Die Grünen waren immer die größten Gegner von wirklicher Entwicklung in Afrika, und heute ist die globale Erwärmung eine Lüge! Sie können das auf unserer Webseite sehen, einen Film, der ‚the Great Global Warming Swindle‘ heißt!!“

An dieser Stelle musste der junge Mann fast schreien, denn das Publikum war dermaßen entsetzt, dass jemand es gewagt hatte, den Konsensglauben zu hinterfragen, dass sie es nicht ertragen konnten. Auspfeifen, Brummeln und Kreischen stiegen auf, so dass es schwierig wurde, die Moderatorin zu hören, die vergeblich dazwischenzurufen versuchte.

Erst als er von der Bühne weg war, zeigten sich die wahren Gesichter auf dem Podium. Auf die Frage der Moderatorin, ob tatsächlich Zweifel an der Erderwärmung berechtigt wären, äußerte sich Frau Morgan am stärksten: „Diese Klimaleugner! Ich habe es satt! Wann werden Sie endlich mal begreifen, dass wir nur noch 13 Jahre haben? Wir können es uns nicht leisten, wertvolle Zeit zu verlieren, wie durch eine solche Diskussion – ich kann es nicht verstehen.“

„Ja, wir müssen nur glauben!“ kam die Bestätigung von der Afrikanerin. Alle blickten sich fassungslos um. Nun wurde es klar, dass der Plan der Veranstaltung ein Versuch gewesen war, dem Publikum eine Meinung einzutrichtern, die gar nicht zur Diskussion gestellt werden durfte. Wie viele sich dann später Gedanken machten, oder fest vor hatten, sich mehr damit auseinanderzusetzen, ist nicht klar. Aber sowohl dem Publikum wie dem Leser dieses Artikels steht es ja frei. Jedenfalls werden kommende Generationen genauso ungläubig sein, dass so viele im Jahre 2007 an die globale Erwärmung glaubten, wie wir heute auf die Periode des Mittelalters schauen und uns fragen, wie man an eine flache Erde glauben konnte. Hoffentlich wird es zukünftig genügend Menschen geben, die der Vernunft gegenüber dem Aberglauben zum Durchbruch verhelfen.